Die Österreichische Gesellschaft für Nuklearmedizin und Molekulare Bildgebung (OGNMB) warnt vor der vorbeugenden Einnahme von Kaliumjodid-Tabletten. "Eine falsch dosierte selbst verordnete Einnahme von Jod ist mit möglichen ernsten Gesundheitsrisiken verbunden, ganz besonders für Säuglinge und Kleinkinder", informierte die Organisation in einer Aussendung.
Kaliumjodid-Tabletten sind selbst im Falle eines Atombombenabwurfs für den Schutz der Schilddrüse ungeeignet. "Relevante Organschäden entstehen durch die enorme Hitzewelle und Druckwelle. Eine Strahlenbelastung der Schilddrüse und anderer Organe wird durch die bei der Detonation unmittelbar frei werdende Gammastrahlung verursacht, deren Intensität mit zunehmender Entfernung vom Ort der Bombenzündung rasch abnimmt. Der Aufenthalt in geschlossenen Räumen ist eine Schutzmaßnahme. Die vorbeugende Einnahme von Kaliumjodid-Tabletten birgt sogar Gesundheitsrisiken", so die OGNMB.
Was tun bei einem Atomunfall
Im Falle der Beschädigung eines Kernkraftwerks durch kriegerische Handlungen sollten vor allem die Informationen durch die Behörden beachtet werden, die über Rundfunk, soziale Medien, lokale Hilfsorganisationen, etc. rasch die breite Bevölkerung erreichen. "Die Anordnungen zur Einnahme der Kaliumjodid-Tabletten sind zu befolgen. Hier gilt ganz besonders als erste Maßnahme: Geschlossene Räume aufsuchen und Ruhe bewahren. Eine falsch dosierte selbst verordnete Einnahme von Jod ist mit möglichen ernsten Gesundheitsrisiken verbunden, ganz besonders für Säuglinge und Kleinkinder", hieß es.
Jod-Tabletten bieten nach einem Atom-Unfall Schutz vor Einlagerung von radioaktivem Jod in die Schilddrüse und verringern so das Krebsrisiko. Personen über 40 Jahre sollten Kaliumjodid-Tabletten jedenfalls nicht einnehmen, da ihr Risiko, an strahlenbedingtem Schilddrüsenkrebs zu erkranken, sehr gering, jenes von schweren Nebenwirkungen durch die Jodzufuhr aber hoch ist, informiert das Gesundheitsministerium auf seiner Internetseite.
Österreich hat Vorrat angelegt
Im Fall des Falles habe Österreich genug Kaliumjodid-Tabletten bevorratet, um besonders gefährdete Bevölkerungsgruppen zu versorgen. "Diese Situation kann nur durch Panikkäufe gestört werden", so die OGNMB. Der kostenlose und rezeptfrei erhältliche Vorrat an Jod-Tabletten in Apotheken für Null- bis 18-Jährige sowie Schwangere und Stillende ist nicht von einem Engpass betroffen. In Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen steht ebenfalls ein Vorrat für die dort betreuten Kinder zur Verfügung.