Fühlen sich junge Menschen gestresst, leidet ihr Arbeitsgedächtnis. Anders sieht es bei älteren Menschen aus: Stress scheint bei ihnen die Leistung des Arbeitsgedächtnisses zu verbessern. Das geht aus einer Studie im Fachmagazin "Neuroscience & Biobehavioral Reviews" hervor.
Stress kann es erschweren, aufmerksam und konzentriert zu bleiben. Bisher lieferten Studien jedoch widersprüchliche Resultate zu den Auswirkungen von Stress auf die kognitiven Funktionen bei älteren Menschen. Ein Forschungsteam um die Psychologin Greta Mikneviciute von der Universität Genf durchforstete deshalb rund zwanzig Studien zu diesem Thema, um den bisherigen Wissensstand systematisch zusammenzufassen.
Demnach wirken sich stressige Situationen bei älteren Menschen lediglich negativ auf deren Wortflüssigkeit aus. Auf die Leistung des episodischen Gedächtnisses sowie auf das zielgerichtete Lösen von Problemen hatte Stress hingegen keinen Einfluss. Und das Arbeitsgedächtnis, wo Informationen kurzzeitig abgespeichert werden, verbessert sich sogar. Das ist ein bemerkenswerter Unterschied zu jungen Menschen, bei denen sich Stress negativ auf das Arbeitsgedächtnis niederschlägt.
Strategien, um Stress zu bewältigen
"Möglicherweise haben sich ältere Menschen im Laufe ihres Lebens Strategien zugelegt, um mit stressigen Situationen besser fertig zu werden. Jungen Erwachsenen fehlt diese Erfahrung noch", wurde die Mitautorin Ulrike Rimmele in einer Mitteilung des Schweizerischen Nationalfonds (SNF) vom Montag zitiert.
Die Forschenden betonen jedoch, dass es unangemessen wäre zu behaupten, ältere Menschen würden von akutem Stress profitieren. Es handle sich aber um ein interessantes Ergebnis, das weiter untersucht werden müsse.