Ein Migränetag ist kein guter Tag. Im Gegenteil: An einem Tag, an dem die Migräne stark ist, ist an Arbeit nicht zu denken. Aber auch ein Treffen mit Freunden oder selber zu kochen ist unmöglich. Da kann man sich nur ins Bett legen und nicht mehr bewegen. Denn jeder noch so kleine Ruck feuert den Schmerz wie einen Blitz durch den Kopf. Die Vorhänge müssen gut zugezogen sein, denn jeder Lichtstrahl verstärkt ebenso die Schmerzen. Wie auch Geräusche. An einem Migränetag ist totale Abschottung angesagt.

Individuell verschieden 

Aber nicht bei jedem zeigt sich Migräne auf die gleiche Weise. Die Intensität kann sich genauso unterscheiden wie die Dauer einer Attacke, erklärt Neurologe Sebastian Eppinger (Med Uni Graz): „Bei vielen zieht sich die Symptomatik über vier bis acht Stunden. In Einzelfällen kann eine Attacke aber bis zu 72 Stunden dauern.“ Auch die Symptome sind nicht immer gleich: „Was vorrangig für jeden merkbar ist, sind die Schmerzen. Diese sind typisch zumeist halbseitig im Kopf – im Stirn- und Augenbereich – pulsierend, klopfend oder stechend vorhanden.“


Zusätzlich kann es zu Geruchs-, Licht- und Geräuschempfindlichkeit kommen. Auch Übelkeit – bis zum Erbrechen – ist möglich. „Manche Patienten erleben im Vorfeld der Attacke auch eine Migräneaura. Dabei kommt es etwa zu einem Flimmern vor den Augen.“ Auch Gefühlsstörungen wie Kribbeln oder Taubheitsgefühlen sowie Sprachstörungen kommen vor.

Woher Migräne kommt

„Noch immer ist vieles in Bezug auf Migräne unbekannt. Was man weiß ist, dass es zu Aktivierungen in Gehirnarealen insbesondere im Hirnstammbereiche kommt. Eine weitere Aktivierung gibt es in jenem System, das die Empfindsamkeit im Gesichtsbereich steuert“, so der Experte. Das führt zu einer Sensibilisierung des Systems, welches dadurch leichter überreagieren und entsprechend eine Migräneattacke verursacht.

Da die Anfälligkeit für Migräne Veranlagung ist, ist diese nicht heilbar. Allerdings gibt es mittlerweile eine Vielzahl an Behandlungsansätzen, durch die große Besserung bewirkt werden kann. „Wenn man eine Einschränkung seiner Lebensqualität bemerkt und vor allem, wenn man wiederholt an Kopfschmerzattacken leidet, sollte man unbedingt einen Neurologen aufsuchen“, so Eppinger. Damit die Beschwerden abgeklärt und eine Diagnose gestellt werden kann, empfiehlt es sich, einen Kopfschmerzkalender zu führen: „Ein solcher hilft dem Neurologen bei der Diagnose als auch bei der Beurteilung einer Therapie.“

Behandlungsmöglichkeiten

Wird tatsächlich Migräne diagnostiziert, gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten. Zum einen ist dabei die Akuttherapie wichtig: „Hier geht es darum, etwas zu haben, mit dem man der Attacke begegnen kann, wenn diese auftritt“, so der Experte. Bei leichteren Fällen können etwa Pfefferminzöl, Kühlung und Ruhe helfen. Bei mittelgradiger Migräne kann – in Absprache mit dem Arzt – zu unspezifischen Schmerzmittel wie etwa Aspirin oder Ibuprofen gegriffen werden. Für schwere Fälle gibt es außerdem spezifische Schmerzmedikamente, sogenannte Triptane: „Diese könnten in Tablettenform, als Nasenspray oder Spritze angewandt werden.“

Neben der Akuttherapie gibt es auch prophylaktische Maßnahmen, welche das Auftreten von Attacken reduzieren sollen: „Das ist auch deswegen wichtig, um der Gefahr einer sehr häufigen Schmerzmitteleinnahme entgegenzuwirken. Denn sonst kann diese wiederum zu Kopfschmerz führen.“ Für die Prophylaxe kommen verschiedene Präparate infrage: Es werden hierbei Medikamente aus verschiedenen medizinischen Bereichen eingesetzt. Seit wenigen Jahren gibt es auch eine speziell für Migräne entwickelte Antikörpertherapie, die monatlich durch eine Spritze verabreicht werden kann.

Lebensstil anpassen

Neben medikamentösen Möglichkeiten spielt vorrangig der Lebensstil eine wichtige Rolle: „Regelmäßige Schlaf- und Essrhythmen, ausreichende Flüssigkeitszufuhr sowie Ausdauersport und Entspannungsverfahren können für Verbesserung sorgen“, so der Neurologe.

Und grundsätzlich gilt: „Migräne ist sehr individuell, man muss sich bei jedem Betroffenen gesondert anschauen, was der beste Weg ist, um ihn zu behandeln.“