Als Martina Edlinger an einem Abend im letzten Juli unter der Dusche stand, bemerkte sie plötzlich einen Knoten in ihrer rechten Brust. "Es war ein Freitagabend und somit hatte ich leider viel zu viel Zeit, um ,Doktor Google’ zu befragen, bevor ich zu einem Arzt konnte", erzählt die Obersteirerin. Nach langer Suche im Internet war sie sich fast sicher: Das ist wahrscheinlich kein gutartiger Knoten.
Zwei Arten von Krebs
Gewissheit kam erst mit den Arztterminen. Gleich am Montag darauf stellte der Radiologe den Tumor in der rechten Brust fest. Einen Tag später zeigte die Auswertung der Magnetresonanz, dass auch die linke Brust betroffen war. Allerdings waren es zwei verschiedene Arten von Krebs. Während es sich in der rechten Brust um ein tripel-negatives Karzinom handelte, lag links hormonell bedingter Brustkrebs vor: "Da fragt man sich am Anfang schon: Warum ich? Was habe ich falsch gemacht? Mit der Zeit hab ich versucht, es so zu sehen: Wenn ich schon an zwei Krebsarten erkranken muss, dann habe ich wenigstens das ,Glück’, dass beide gleichzeitig auftreten und ich nicht in ein paar Jahren alles von vorne weg noch einmal durchmachen muss", sagt die 48-Jährige.
Bevor mit der Therapie gestartet werden konnte, mussten einige Untersuchungen durchgeführt werden: "Das Schlimmste war immer, zu Hause zu sitzen und auf die Ergebnisse zu warten." Im August startete dann die Chemotherapie: "Die wöchentliche Chemo habe ich nicht gut vertragen. Ich war sehr müde und mir war ständig übel. Zusätzlich bekam ich Nervenschmerzen in den Fingern und Füßen, konnte nichts mehr schmecken. Aber ich habe versucht mich daran festzuhalten, dass das alles nicht umsonst ist, sondern gegen den Krebs hilft."
Große Kleinigkeiten
In dieser Zeit war die Steirerin mehr als froh, dass sie ihre Familie um sich hatte: "Sie haben mir im Haushalt alles abgenommen und waren einfach für mich da." Schön war für Martina Edlinger auch, in dieser Zeit erkennen zu können, wie viele Menschen an sie dachten: "Da waren Nachbarn und Bekannte, die mir zum Beispiel zu Weihnachten Kekse vor die Tür gestellt haben, weil ich selbst nicht fähig war, etwas zu backen: Das hat mich so berührt. Es waren diese Kleinigkeiten, die mir in dieser Zeit so viel gegeben haben."
Ihre Operation an den Brüsten hat Edlinger im Januar gut überstanden. Wie genau es nun weitergeht, muss noch entschieden werden. Da es sich um eine brusterhaltende Operation handelte, werden nach einer Erholungsphase Bestrahlung und Chemotherapie in Tablettenform notwendig sein, um das tripel-negative Karzinom ganz loszuwerden. "Danach wird, laut meinen Ärzten, für etwa fünf bis sieben Jahre eine Hormontherapie gemacht, um auch den Krebs in der linken Brust zu bekämpfen." Durchhalten lässt sie vor allem der Gedanke an ihre Familie: "Jedes Jahr, dass ich für mich gewinnen kann, ist gut. Ich habe eine zwölfjährige Tochter und möchte für sie da sein können."
Das Positive wieder erkennen lernen
Dass Martina Edlinger sich mit ihrer Geschichte bei der Kleinen Zeitung meldete, hat einen Grund: Sie möchte anderen Betroffenen Mut machen und ihnen zeigen, dass sie nicht alleine sind: "Ich weiß, dass solche Diagnosen einem Menschen erst einmal den Boden unter den Füßen wegreißen und man sich einfach nur verloren fühlt. Aber es gibt Wege, sich mit der Krankheit zu arrangieren und das Positive für die Zukunft wieder erkennen zu können."
Wichtig ist laut der ihr, sich an die Menschen zu halten, die einem guttun: "Man sollte sich mit denen umgeben, die für einen da sind und die positiv auf einen einwirken." Außerdem solle man sich und seinem Körper Ruhe gönnen: "Wenn man das Gefühl hat, dass man etwas gerade nicht schafft und einfach müde ist, sollte man sich auch hinlegen und nicht darüber nachdenken, ob etwa die Wäsche heute noch gewaschen werden sollte. Man braucht diese Zeit für sich selbst."
Der Schlüssel, um durch die schwere Zeit zu kommen, liegt für die 48-Jährige in der Akzeptanz: "Ab einem gewissen Punkt muss man akzeptieren, dass es so ist, wie es ist und man den Krebs nicht einfach wegzaubern kann. Das alles kann einem niemand abnehmen, aber es ist zu schaffen."