Bei der „Wurzel packen“ sollte man im Falle der Arzneipflanze 2022 wörtlich nehmen: Denn in den Wurzeln steckt die heilsame Kraft des Enzians. Es ist aber nicht die Rede vom bekannten, blau blühenden Gewächs. Der Gelbe Enzian ist jener, der in der Medizin zum Einsatz kommt. Das liegt vor allem an einem Vorteil gegenüber seinem blauen Verwandten: Der Gelbe Enzian ist eindeutig größer und somit ertragreicher. Ist das Gewächs rund fünf Jahre alt, kann die Wurzel bis zu einem halben Kilo wiegen.
Der Gelbe Enzian ist mehrjährig und eine Pflanze kann bis zu 25 Jahre bestehen. Er bildet bis zu zwei Meter hohe Blütenstände mit bis zu 100 Blüten aus. Verantwortlich für die Wirkung sind stark bitter schmeckenden Pflanzenstoffe, die an spezifischen Bitterstoffrezeptoren binden und reflektorisch die Speichel- und Magensaftsekretion anregen.
In der Medizin ist die Pflanze schon seit Jahrhunderten im Einsatz und nach wie vor oft das Mittel der Wahl, wenn es Verdauungsbeschwerden zu behandeln gibt. Denn aufgrund der vielen Bitterstoffe in den Wurzeln bewirkt der Gelbe Enzian Besserung bei Unwohlsein und Völlegefühl. Auch die Funktion des Verdauungsapparates kann von seinen Inhaltsstoffen angeregt werden. Zusätzlich kann die Pflanze appetitanregend wirken. Zu sich genommen werden können die heilsamen Stoffe des Gelben Enzians als Wurzelextrakt oder Tee.
Das Potenzial der Pflanze scheint damit aber noch nicht ausgeschöpft zu sein. Erste Untersuchungen zeigen auch mögliche Wirksamkeit bei Asthma (durch Inhalation) sowie positive Effekte bei der Wundheilung. Aus Sicht des Vereins Herbal Medicinal Products Platform Austria – welcher die Arzneipflanze des Jahres kürt – könnte auch eine entzündungshemmende Wirkung von der Pflanze erwartet werden. Um all das aber gesichert sagen zu können, brauche es in den nächsten Jahren klinische Studien, die mögliche Anwendungsbereiche des Gelben Enzians erschließen und kontrollierte Ergebnisse liefern.