Schon als die ersten Impfstoffe gegen das Coronavirus in Österreich ankamen, wurde heftig um die notwendige Durchimpfungsrate diskutiert. Darunter versteht man, wie groß der Anteil der Gesamtbevölkerung ist, welcher durch eine Impfung gegen die Erkrankung gewappnet ist. Die Durchimpfungsrate ist entscheidend dafür, wie weit ein Erreger zurückgedrängt werden kann.

Das erklärte am Wochenende auch Ursula Wiedermann-Schmidt, Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Vakzinologie bei „Im Zentrum“ im ORF: „Damit man eine Verdrängung des Virus erreichen beziehungsweise nachhaltig Hospitalisierung und schwere Krankheitsfälle verhindern kann, muss ein gewisser Anteil der Bevölkerung geimpft sein.

Wie hoch die Durchimpfungsrate sein muss, um das leisten zu können, hängt ganz vom Virus ab, wie die Expertin erläutert: „Es kommt zum einen auf die Virulenz (Anm. Ansteckungsfähigkeit) des Erregers an und andererseits darauf, was die Impfung kann. In die Rechnung miteinkalkuliert werden muss also, dass die Transmission (Anm. Weitergabe des Virus) nicht so hoch sein darf wie die Verhinderung von (schweren) Erkrankungen.“ Daraus ergebe sich derzeit, dass man eine Durchimpfungsrate von 90 Prozent benötige, um das Virus zu bremsen.

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Veränderte Voraussetzungen 

Doch warum war anfangs die Rede von einer benötigten Durchimpfungsrate von 60 bis 70 Prozent, während mittlerweile laut Politikern und Expertinnen 90 Prozent notwendig sind? Kurz gesagt: Weil sich das Virus verändert hat. Omikron ist etwa drei- bis viermal so ansteckend wie die bisher vorherrschende Delta-Variante. Damit ist also die Transmission des Virus um ein Vielfaches höher geworden. Um dem Virus also mit der Durchimpfungsrate etwas entgegenzusetzen, muss diese folglich höher sein, damit die Rechnung aufgeht.

Schon die bisherigen Varianten Alpha und Delta waren ansteckender als der Wildtyp (Anm. ursprüngliche Form des Virus). Daraus erklärt sich, warum die Zahl der geforderten Durchimpfungsrate immer wieder nach oben korrigiert wurde.

Wer gilt als vollständig geimpft?

Aber wer wird nun eigentlich bei der Durchimpfungsrate mit einberechnet? Personen mit zwei Impfungen, mit drei Stichen oder sogar jene, die bisher nur eine Impfung erhalten haben? Grundsätzlich werden in die Durchimpfungsrate „vollständig Geimpfte“ mit einberechnet. „Nach aktuellem Kenntnisstand spricht man dann von einem vollen Impfschema, wenn drei Impfungen verabreicht wurden. So ist es ja mittlerweile auch zugelassen“, so Wiedermann-Schmidt. Zudem zeigen bereits mehrere Studien, dass für einen Schutz vor der Omikron-Variante drei Stiche weit besser abschneiden als bloß zwei.

Ein Blick auf die aktuellen Zahlen zeigt: Es müssen noch einige Stiche gesetzt werden, damit Österreich sich den geforderten 90 Prozent annähernd. Zwar haben mit Stand 18. Jänner 2022 bereits 75 Prozent der Gesamtbevölkerung den ersten Stich erhalten und derzeit 71,7 Prozent ein aktuell gültiges Impfzertifikat. Allerdings haben erst 46,1 Prozent alle drei Teilimpfungen verabreicht bekommen. Rund doppelt so viele dreifach Geimpfte sind also nötig, um das angestrebte Ziel einer Durchimpfungsrate von 90 Prozent zu erreichen.