Es ist eine Zahl, die einen beim Lesen doch etwas erschrecken lässt: Eines von 500 Kindern lebt in Österreich mit einer infantilen Zerebralparese. Eine Zerebralparese ist eine neuromuskuläre Störung, die mit erheblichen Einschränkungen der Bewegungsfähigkeit einhergeht, die auch Muskelschwäche zur Folge haben kann. „Die Ausprägungen der Zerebralparese können sehr unterschiedlich sein“, sagt Sportwissenschaftlerin Annika Kruse. „Es gibt eine große Spannbreite.

Bei manchen Kindern nimmt man die Spastik, eine erhöhte Eigenspannung der Muskulatur, bewusst kaum wahr als Laie.“ Bei anderen ist die Einschränkung der Bewegung durch die Spastik bzw. auftretenden Veränderungen des Muskel-Skelettsystems klar ersichtlich. Oft haben diese Kinder starke Einschränkungen im Alltag, die Lebensqualität ist reduziert. Behandlungsansätze sind Operationen und Botulinumtoxin-Behandlungen. Mit diesen Injektionen werden die spastischen Muskeln gezielt ruhiggestellt. Hinzu kommt ein weiterer Therapieansatz: regelmäßige Dehnübungen.

Kruse hat sich im Rahmen ihrer Rolle als wissenschaftliche Mitarbeiterin der Karl-Franzens-Universität mit Effekten von Dehntraining beschäftigt. „Denn, ob und welche Wirkung die passive Dehnung des Muskel-Sehnen-Apparats hat, wurde bislang nur unzureichend untersucht“, erklärt Kruse.
Für die Studie untersuchte Kruse gemeinsam mit ihrem Forscherkollegen Markus Tilp und dem Kinderorthopäden Martin Svehlik von der Medizinischen Universität Graz zwanzig Kinder zwischen sechs und 15 Jahren, die selbstständig oder zumindest kurze Strecken mit Gehhilfen gehen können.

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Um die direkt nach einer Dehnung auftretenden Effekte zu erfassen, wurde ein Dehnprogramm in einer einmaligen Sitzung durchgeführt und unmittelbar darauf das Verhalten der Wadenmuskulatur gemessen. „Wir haben gesehen, dass eine einmalige Dehnung den Muskel wahrscheinlich gar nicht betrifft und eher die Sehne gedehnt wird“, schildert Kruse.


Bedeutet das nun aber, dass Dehnen bei Zerebralparese nutzlos ist? Nein. „Aber man sollte das Dehnen etwa mit Kräftigungsübungen kombinieren. Wir nehmen an, dass der Effekt dann eventuell vorteilhafter sein könnte. Auch kann man so der Muskelschwäche entgegenwirken.“ Auch sollte so früh wie möglich angesetzt werden, wenn möglich schon im Baby- bzw. Kleinkindalter, um dem Fortschreiten der Veränderungen entgegenzuwirken.

Im Rahmen ihres Projektes untersucht Kruse die Auswirkungen des achtwöchigen Trainings. Die Daten werden zu Beginn 2022 ausgewertet sein.