1 Warum empfehlen Kinderärzte und das Nationale Impfgremium die Impfung?
Die Entscheidung rund um eine Empfehlung habe sich das Nationale Impfgremium nicht leicht gemacht, sagt Maria Paulke-Korinek, Mitglied des NIG: „Wir haben natürlich darüber diskutiert, wie es mit der Krankheitslast bei Kindern aussieht. Aber Fakt ist, es kommt auch zu (schweren) Erkrankungen bei Kindern, Infektionen gehen mit Absonderung und psychischer Belastung einher und Pims und Long Covid spielen bei Kindern eine nicht unwesentliche Rolle. Daher ist der Impfschutz absolut empfehlenswert.“ Auch vonseiten der Kinderärzte hört man Ähnliches. So sagte Kinderinfektiologe Florian Götzinger bei einer Pressekonferenz: „Auch wenn wenig Kinder schwer an Covid-19 erkranken, sehen wir ein Problem mit den Folgeerkrankungen Pims und Long Covid. Davon sind Kinder immer wieder schwer betroffen. Und wenn die Infektionszahlen so hoch sind wie aktuell, erkranken natürlich auch mehr Kinder schwer.“ Besonders wichtig sei auch Solidarität gegenüber jenen Kindern, die einer Risikogruppe angehören.

2 Sollten sich auch genesene Kinder impfen lassen?
Das Nationale Impfgremium empfiehlt auch Kindern, die bereits eine Covid-19-Infektion überstanden haben, sich impfen zu lassen: „Die Impfung macht auch nach einer Genesung Sinn. Ab vier Wochen nach der Genesung ist eine solche möglich“, so Paulke-Korinek.

3 Für Kinder unter fünf Jahren gibt es keinen Impfstoff. Wie kann man diese Gruppe schützen?
Derzeit wird vom Nationalen Impfgremium nicht empfohlen, Kinder, die jünger als fünf Jahre sind, off-Label impfen zu lassen: „Wir wissen einfach zu wenig über Dosierung und Verträglichkeit“, so Paulke-Korinek. Um diese Gruppe dennoch gut zu schützen, sei es umso wichtiger, auf Hygienemaßnahmen zu achten. Außerdem sei es empfehlenswert, dass das Umfeld der Jüngsten sich impfen lässt, um eine Infektion unwahrscheinlicher zu machen.

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4 Belastet die Impffrage das Schulklima?
Corona und die Impfung sind auch in den österreichischen Schulen das bestimmende Thema, sagt Bundesschulsprecherin Susanna Öllinger: „Viele Schülerinnen und Schüler müssen schwierige Gespräche führen. Im Schulhaus treffen sehr viele Meinungen aufeinander. Das ist auch für die Schülerinnen und Schüler zermürbend. Das Ganze wird auch stark getrieben von Fake News, die im Umlauf sind. Für junge Menschen ist es oft schwer im Internet auseinanderzuhalten, was wahr ist und was nicht.“ Um einem Kippen der Stimmung im Schulalltag entgegenzuwirken, solle, ihrer Meinung nach, die Aufklärungsarbeit in den Schulen ausgebaut werden: „Wir brauchen Expertinnen und Experten, die in die Schulen kommen und die Fragen der Kinder und Jugendlichen ernst nehmen und beantworten.“

5 Unterscheidet sich der Impfstoff von jenem, den Erwachsene erhalten?
Grundsätzlich handelt es sich um denselben Impfstoff – die Dosierung ist allerdings eine andere. Während die Dosis für Erwachsene 30 Mikrogramm beträgt, sind es für Kinder 10 Mikrogramm (0,2 Milliliter). Der Kinderimpfstoff enthält eine zusätzliche Formulierung. Diese ändert aber nicht die Wirkweise des Vakzins, sondern macht den Impfstoff besser haltbar. Damit die Dosen für Kinder und Erwachsene nicht verwechselt werden können, sind sie mit unterschiedlichen Farben (orange Kinder; violett Erwachsene) gekennzeichnet.

6 Bei Erwachsenen heißt es: Nur der Booster schützt ausreichend vor Omikron. Gilt das auch bei Kindern?
Ob und wann jüngere Kinder einen Booster brauchen werden, kann man zum jetzigen Zeitpunkt nicht ausreichend beantworten, erklärt Virologin Monika Redlberger-Fritz: „Die dritte Impfung ist grundsätzlich deswegen notwendig, weil die erlangten Antikörper nach einer gewissen Zeit wieder abfallen. Durch den Booster kann man das Antikörperlevel wieder in hohe Höhen bringen und somit einen besseren Impfschutz erhalten. Bei Kindern sehen wir bisher, dass sie nach der zweiten Impfung ein hohes Level an Antikörpern haben.“  Allerdings gebe es für kleinere Kinder bislang noch keine Daten dazu, wie schnell diese wieder abfallen. „Bei den Elf- bis 16-Jährigen sehen wir ein solches Absinken nach etwa sechs Monaten. Wir nehmen zwar an, dass es bei den Jüngeren ähnlich sein wird, müssen allerdings noch abwarten, bis die Forschung dazu fortgeschrittener ist.“

7 Wann wird es eine Entscheidung zum Booster geben?
Laut Gesundheitsminister Mückstein wird der Booster (ab vier Monaten nach dem zweiten Stich) für die Gruppe der ab Zwölfjährigen am Mittwoch, dem 15. Dezember empfohlen. Um eine Entscheidung für die Jüngeren treffen zu können, werden im Nationalen Impfgremium regelmäßig Daten gesichtet. Es ist aber wahrscheinlich, dass der dritte Stich auch für diese Altersgruppe früher oder später empfohlen wird.

8 Sollte man Kinder auch gegen die Grippe impfen lassen?
Letztes Jahr blieb die Grippewelle aufgrund der Maßnahmen und der beschränkten Reisetätigkeit aus. Heuer wird es aber erneut zu einer Influenzawelle kommen. Das eröffnet auch die Möglichkeit von Doppelinfektionen – also einem gleichzeitigen Erkranken an Covid-19 und der Grippe. Um dem entgegenzuwirken, empfehlen Virologen, Kinder unbedingt impfen zu lassen. Außerdem landen auch jedes Jahr sehr junge Kinder aufgrund der Influenza im Krankenhaus oder sogar der Intensivstation. „Hier ist auch eine Immunisierung der Jüngsten möglich. Das betreffende Vakzin ist schon ab einem Alter von sechs Monaten zugelassen“, so Redlberger-Fritz. Für alle unter 14 Jahren ist die Grippeimpfung in Österreich gratis.

9 Braucht es einen zeitlichen Abstand zwischen Grippe- und Covid-19-Impfung?
Der Grippeimpfstoff für Kinder ist ein Lebendimpfstoff. Die Covid-19-Impfung hingegen wird als Totimpfstoff angesehen. Das spielt eine unmittelbare Rolle für den Impfzeitpunkt, wie Virologin Monika Redlberger-Fritz erklärt: „Lebend- und Totimpfstoffe kann man beliebig kombinieren. Aus medizinischer Sicht spricht also nichts dagegen, beide Impfstoffe auf einmal zu verabreichen.“ Wenn sich Eltern und Kinder damit wohler fühlen, könne aber ohne Probleme auch ein Abstand zwischen den beiden Impfungen eingehalten werden: „Dann würde man abwarten, bis die Impfreaktionen nach der ersten Impfung abgeklungen sind und anschließend den zweiten Impfstoff verabreichen.“

10 Kommt eine Impfpflicht für Kinder?
Derzeit scheint eine Impfpflicht für alle unter 14 Jahren nicht geplant. Der Leiter des Impfreferats der Österreichischen Ärztekammer, Rudolf Schmitzberger, sagte am Dienstag in einer Pressekonferenz dazu: „Unsere Strategie ist nicht, die Impfpflicht auf andere Altersgruppen auszuweiten. Vielmehr müssen die Menschen verstehen, dass Kinder ein Recht auf Impfung haben.“