Norbert Nowotny erwartet, dass die neue Corona-Variante Omikron "in ein, zwei Wochen, etwa in der Range" auch in Österreich ankommen wird. Grund dafür sei, dass das veränderte Virus sich schon einige Zeit in Südafrika ausgebreitet hat und möglicherweise durch Touristen nach Europa gebracht wurde, ein Fall in Belgien sei ja bereits nachgewiesen, so der Experte am Freitag in der "ZIB Nacht".
Nowotny begründete seine Besorgnis damit, dass 32 Varianten im Spike-Protein akkumuliert seien. Eine erhöhte Ansteckung sei wahrscheinlich. "Wir sehen das schon in Südafrika, dass es Gegenden mit erhöhtem Infektionsgeschehen gibt." In Sachen größerer Gefährlichkeit lasse sich noch nichts sagen, dies werden die nächsten Tage und Wochen zeigen. Inzwischen gibt es in Europa zahlreiche Verdachtsfälle, auch einen in Österreich.
Was die Wirksamkeit der derzeitigen Impfstoffe betrifft, wäre es laut dem Virologen möglich, dass der Schutz gegen Omikron etwas reduziert ist. Der Vorteil der RNA-Seren wie von Biontech/Pfizer und Moderna sei jedoch, dass man diese relativ leicht und schnell anpassen könne, so Nowotny. Das Pharmaunternehmen Biontech/Pfizer hat bereits angekündigt, eine mögliche Anpassung seines mRNA-Impfstoffs zu prüfen.
Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, warnt vor der Entstehung gefährlicher Varianten des Coronavirus. "Meine große Sorge ist, dass es zu einer Variante kommen könnte, die so infektiös ist wie Delta und so gefährlich wie Ebola", sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Die neue südafrikanische Variante B.1.1.529 sei ein gutes Beispiel dafür, dass man dem Virus keine Chance zur Mutation geben dürfe. Um weitere Varianten zu verhindern, werde es nötig sein, die Welt noch jahrelang zu impfen, sagte Montgomery.
Eine Ebola-Infektion führt meist zu hohem Fieber und inneren Blutungen und endet sehr oft tödlich. Ohne Medikamente sterben rund 50 Prozent der Kranken, wobei der Anteil je nach Virusart auch deutlich darunter oder darüber liegen kann. Der bisher folgenschwerste Ebola-Ausbruch war 2014/2015 in Westafrika, damals kamen mehr als 11.000 Menschen ums Leben.
Auch die Münchner Virologin Ulrike Protzer zeigt sich besorgt über die im Süden Afrikas entdeckte neue Coronavirus-Variante Omikron. B.1.1.529 könne dazu führen, dass sich das Virus schneller vermehre oder auch infektiöser werde, sagte Protzer im Deutschlandfunk. Auf die Frage, ob aktuelle Corona-Impfstoffe noch ausreichend gegen die neue Variante wirken, sagte die Virologin, möglich sei, dass Antikörper das Virus nicht mehr so effizient neutralisieren können.
Frisch nach einer Impfung gebe es aber viele Antikörper - das reiche dann aus, um auch Virusvarianten "wegzuneutralisieren". Wenn die Impfung eine Weile her sei, könnten Auffrischungsimpfungen das Immunsystem "hochpushen". "Und dann, davon gehen wir alle aus, sollte das wieder ausreichen", sagte Protzer. Sie riet zugleich dazu, Booster-Impfungen mit den jetzt verfügbaren Impfstoffen vorzunehmen. Ob man später eine weitere Impfung brauche oder einen angepassten Impfstoff, könne man jetzt noch nicht sagen.