"Die dritte Dosis der Covid-19 Impfung ist ein wichtiger Teil der Grundimmunisierung gegen das Coronavirus", sagte Maria Paulke-Korinek von der Abteilung für Impfwesen des Gesundheitsministeriums am Donnerstagabend bei einem Online-Vortrag der Österreichischen Gesellschaft für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin (ÖGIT). Es sei unsinnig und gefährlich, sie bei hohen Antikörperwerten aufzuschieben, weil niemand weiß, welche Antikörpermengen im Blut vor dem Virus schützen.

"Das Zeitintervall zur zweiten Impfung ist für den Termin der dritten Dosis entscheidend, nicht der Antikörpertiter", erklärte sie. Es sollte laut nationalem Impfplan nicht länger als sechs bis neun Monate sein für "Risikopersonen", also Menschen, die wegen anderer Erkrankungen besonders stark durch SARS-CoV-2 gefährdet sind, wie Bewohner von Alten-, Pflege- und Seniorenwohnheimen und sämtliche Personen, die den Vektorimpfstoff von AstraZeneca als erste Impfserie erhalten haben.

3-Dosen-Schema auch bei anderen Impfstoffen

Auch die Arbeitskräfte im Gesundheits- und Heimbereich, in der mobilen Pflege, sowie Lehrer und Kindergartenpädagogen können ihre dritte Impfdosis schon sechs Monate nach der zweiten erhalten, so Paulke-Korinek. Sie sollten spätestens zwölf Monate danach, so wie übrigens alle anderen Personen, das dritte Mal gegen Covid-19 geimpft werden.

Möglicherweise wird sich in den kommenden Monaten ein Wandel zu einem 3-Dosen-Schema vollziehen. Das würde bedeuten, dass die dritten Impfung kein Booster, sondern Teil der Grundimmunisierung, wie auch Paulke-Korinek angedeutet hat. In Bezug auf Covid-19 braucht es noch mehr Erkenntnisse, wie lange ein Immunschutz nach einer Impfung anhält oder auch wie starke dieser zu welchem Zeitpunkt. Dass für eine Grundimmunisierung drei Dosen notwendig sind, nicht ungewöhnlich. Auch Impfstoffe gegen andere Krankheiten werden in drei Dosen verabreicht, um den vollen Immunschutz zu entwickeln. Bestimmte Vakzine gegen FSME etwa, oder auch gegen HPV. Auch bei Hepatitis A triff dies zum Beispiel zu. 

Der Molekularbiologe Ulrich Elling hat sich am Freitag für eine Booster-Impfung bereits fünf Monate nach dem zweiten Stich ausgesprochen. Vor einer Ansteckung bzw. einem schweren Verlauf schützt die Schutzimpfung. "Zwei Shots schützen aber nicht dauerhaft. Ob drei reichen, wissen wir nicht. Bei uns sind nur zehn Prozent schon sechs Monate nach der Zweitimpfung, also zum Boosten zugelassen", kritisierte der Molekularbiologe. "Die Impfwelle in Österreich hat Mai-Juli stattgefunden. Wir sollten wie andere Länder nach fünf Monaten boosten, dann können wir dieses Jahr noch fast alle Geimpften drittimpfen und schützen", forderte Elling. Für den Großteil der Bevölkerung ist eine dritte Impfung nach den derzeit geltenden Regeln frühestens neun Monate nach der zweiten Vakzine-Verabreichung möglich.

Genesene sind wie doppelt Geimpfte anzusehen

Von Covid-19 genesene Personenwären mit einer erhaltenen Dosis wie doppelt geimpfte Personen anzusehen, erklärte die Expertin. Das heißt, anstatt zwei Dosen als erste Impfserie innerhalb von sechs Wochen genügt zunächst eine. Sie sollten je nach der oben genannten Gruppe nach sechs bis neun oder zwölf Monaten dann eine weitere Impfung für ihre Grundimmunisierung erhalten. In allen Fällen wäre dabei ein RNA-Impfstoff zu empfehlen, also ein Serum der Firmen Pfizer-BioNTech oder Moderna. Das "Impfreaktionsprofil", also die Gefahr für Nebenwirkungen und deren Häufigkeiten, sei laut bisherigen Erfahrungen bei der dritten Dosis so wie bei der zweiten.

Eine Anpassung der Impfstoffe an die verschiedenen SARS-CoV-2-Varianten sei derzeit nicht nötig, sagte Monika Redlberger-Fritz vom Zentrum für Virologie der Medizinischen Universität Wien. Die Ansprechraten gegen die aktuelle Delta-Variante wären teils höher als bei vorigen. "Wenn wir jedoch speziell gegen Delta impfen würden, verlören wir Aktivität gegen andere Varianten", erklärte sie. Die derzeit verwendeten Seren würden "schön in der Mitte liegen" und bei allen gegenwärtigen Varianten gut funktionieren.