Die britische Regierung beobachtet eine neue Unterart der hoch ansteckenden Delta-Variante des Coronavirus. Wie ein Sprecher von Premierminister Boris Johnson am Dienstag sagte, beobachte die Regierung die AY.4.2-Variante "sehr genau". Noch sei unklar, ob sich diese schneller verbreitet. Die Regierung werde aber "nicht zögern, Maßnahmen zu ergreifen, wenn es nötig ist". Die Untervariante trat bisher außerhalb Großbritanniens nur vereinzelt in den USA und Dänemark auf.

Laut Ulrich Elling gibt es in Österreich bislang zwei Fälle, die im gesamten sequenziert wurden. Der Molekularbiologe forscht am IMBA (Institut für Molekulare Biotechnologie) an der österreichischen Akademie der Wissenschaften und zeichnet mit Forschungspartnerin Luisa Cochella für einen Großteil der heimischen Sequenzierungen verantwortlich.

In Großbritannien macht diese Variante etwa zehn Prozent der Neuinfektionen aus, schreibt der Virologe Andreas Bergthaler auf Twitter. Beide Experten sprechen davon, dass AY.4.2 eine um zehn bis 15 Prozent höhere Infektiösität im Vergleich zur Delta-Variante habe. Es sind zwei Mutationen im Spike-Protein, die nun aufmerksam beobachtet werden. Ob diese Mutationen etwa den Immunschutz umgehen kann, ist absolut noch unklar. 

Der Direktor des Instituts für Genetik am University College London, François Balloux, geht davon aus, dass die neue Untervariante des Virus "nicht die Ursache für den jüngsten Anstieg der Zahl der Fälle" in Großbritannien sei. Dafür hält er die derzeitige Verbreitung der AY.4.2-Variante für zu gering. Die Situation sei auch nicht dem "Auftauchen der Alpha- und Delta-Stämme vergleichbar, die viel übertragbarer waren (50 Prozent oder mehr) als alle anderen Stämme, die damals im Umlauf waren".

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Die Situation in Großbritannien

Unterdessen haben die Infektionszahlen in Großbritannien stark zugenommen. Die Zahl der Todesfälle in Zusammenhang mit Covid ist auf den höchsten Stand seit März gestiegen: Die britische Statistikbehörde meldete am Dienstag 223 Todesfälle, die in den vier Wochen vor ihrem Tod positiv auf Covid-19 getestet wurden. Noch höher lag die Zahl zuletzt am 9. März, als 231 Menschen in Großbritannien an oder mit dem Virus starben.

Am Montag wurden fast 50.000 neue Infektionen registriert - ein Höchstwert in Europa. Als Gründe für den Anstieg führen Wissenschafter die niedrige Impfquote bei Jugendlichen sowie den nachlassenden Impfschutz bei Älteren an. Die Forscher schlugen deshalb vor, einige Schutzmaßnahmen wie das Tragen von Mund-Nase-Bedeckungen in geschlossenen Räumen wieder einzuführen. Die Regierung hatte diese im Juli aufgehoben. Knapp 79 Prozent der impfberechtigten Bürgerinnen und Bürger ab zwölf Jahren sind vollständig geimpft.