In Sachen Schmerz gibt es ein bisher kaum wahrgenommenes Problem. Fast 70 Prozent der Kinder haben laut aktuellen und auch aus Österreich stammenden Studiendaten Kopfschmerzen. Bei häufigen Attacken von Migräne oder Spannungskopfschmerz fallen zum Beispiel Schultage aus. Es gibt auch ein hohes Risiko für zusätzliche psychiatrische Erkrankungen im Erwachsenenalter, stellte jetzt die Deutsche Schmerzgesellschaft fest.

Einfache Maßnahmen könnten viel bewirken 

"Mehr als zwei Drittel der Schülerinnen und Schüler haben Studien zufolge regelmäßig Kopfschmerzen. Rund 20 Prozent der Kinder und Jugendlichen verpassen dadurch wiederholt den Unterricht. Oft sind Leistungsdruck, emotionaler Stress, zu viel Zeit am Bildschirm und zu wenig Bewegung die Ursache - der monatelange Lockdown hat all diese Faktoren noch einmal deutlich verstärkt. Dennoch werden Kopfschmerzen bei Kindern häufig nicht ernst genommen, und sie werden keinem Arzt oder Ärztin vorgestellt - obwohl oft einfache therapeutische Maßnahmen die Schmerzen lindern könnten", schrieb die Deutsche Schmerzgesellschaft aus Anlass ihres bevorstehenden Jahreskongresses.

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"Eltern sollten Kopfschmerzen nicht bagatellisieren. Kopfschmerzen können den Alltag und die Zukunft junger Menschen stark beeinträchtigen", sagte Gudrun Goßrau, Leiterin der Kopfschmerzambulanz im Interdisziplinären Universitätsschmerzzentrum am Universitätsklinikum Dresden und Kongresspräsidentin des Deutschen Schmerzkongresses 2021.

Migräne und Spannungskopfschmerz 

Eine der aktuellsten epidemiologischen Studien über die Häufigkeit von Kopfschmerzen bei Kindern und Jugendlichen kommt aus Österreich. Fängt man mit Europa an, hat eine erst vor kurzem erschienene Untersuchung aus Österreich mit einem Sample von 3.386 Schülern zwischen zehn und 18 Jahren eine Häufigkeit von Kopfschmerzen innerhalb eines Jahres von 75,7 Prozent (Mädchen: 82,1 Prozent; Buben 67,7 Prozent) ergeben. Diese Studie zeigte weiters eine Häufigkeit von Migräne von 24,2 Prozent, von 21,6 Prozent für Spannungskopfschmerz und chronische Kopfschmerzen bei drei Prozent (mehr als 15 Tage im Monat).

Im Grunde genommen gilt diese Häufigkeit in etwa europaweit. Immer wieder Kopfschmerzen haben an die 80 Prozent der Kinder und Jugendlichen. Je älter sie sind, desto öfter. "In einer Querschnittsstudie in Dresden, mit über 2.700 befragten Schülerinnen und Schülern, gaben mehr als zwei Drittel aller Befragten an, regelmäßig an Kopfschmerzen zu leiden. Mehr als ein Fünftel aller Kinder und Jugendlichen mit mehr als zwei Kopfschmerztagen im Monat fehlten dadurch regelmäßig in der Schule", stellte die Deutsche Schmerzgesellschaft fest.

Medikamente in Absprache mit dem Arzt 

Ein klares Problem liegt sowohl in der Diagnose als auch in der nachfolgenden Behandlung dieser Symptome bzw. Erkrankungen. "Eine ärztliche Diagnose und Therapie der Kopfschmerzen erhalten nur die Wenigsten", sagte Großau. "Dabei sind Migräne und Spannungskopfschmerz die häufigsten eigenständigen Schmerzdiagnosen bei Kindern und Jugendlichen." Alarmierend sei, dass Kopfschmerzen stattdessen häufig in Eigenregie mit frei verkäuflichen Medikamenten bekämpft werden. "Schmerzmittel sollten Kinder aber nur einnehmen, wenn sie vom Arzt oder der Ärztin in geeigneter Dosierung verordnet wurden", so die Expertin weiter.