Manche haben schon Kinder und die Familienplanung dementsprechend abgeschlossen. Andere haben noch keine Kinder und möchten noch warten. Wieder andere möchten gar keine Kinder. Jene Gruppe, für die Verhütung ein Thema ist, ist also weit entfernt davon, einheitlich zu sein. Die Altersspanne ist ebenso groß wie die Lebensrealitäten divers.
„Bei der Wahl des für mich richtigen Verhütungsmittels stellt sich immer die Frage nach dem Bedarf der Verhütung und auch nach der persönlichen Präferenz“, erklärt Karl Tamussino, Gynäkologe und Vorstand der geburtshilflich-gynäkologischen Universitäts-Klinik Graz.
Hormonell oder nicht hormonell?
Möchte ich mich hormoneller oder nicht hormoneller Methoden bedienen? Auch diese Frage stellen sich die meisten. Zu den hormonellen Verhütungsmitteln zählt natürlich die Pille, aber etwa auch das Hormonimplantat oder die Dreimonatsspritze. Bei den nicht hormonellen sind das Kondom wie auch das Diaphragma zu nennen. Und schließlich wäre da noch die Spirale, die es auch als Hormonspirale gibt. „Bin ich Single, bin ich sexuell aktiver, bin ich in einer dauerhaften Beziehung – all das sind Fragen, die Einfluss auf die Wahl des Verhütungsmittels nehmen.“
Häufig steht das Kondom am Beginn, wenn es um Verhütung geht. Der große Pluspunkt des Kondoms, es schützt auch vor sexuell übertragbaren Krankheiten. „Die Pille wird häufig verschrieben, wenn Beziehungen fixer werden“, erzählt Tamussino aus der Praxis. Viele Frauen schätzen, dass der Zyklus einem strengen Muster gehorcht. Die Pille wird täglich eingenommen, verabreicht werden Hormone, die den Eisprung unterdrücken, so schützt dieses Präparat vor ungewollten Schwangerschaften. Eine Rolle in der Entscheidung für oder gegen die Pille spielt der Faktor Rauchen. „Ist eine Frau Raucherin, ist die Pille bzw. sind hormonelle Verhütungsmittel mit äußerster Vorsicht zu verschreiben“, so Tamussino. Denn dann ist das Risiko etwa für Thrombosen erhöht.
Die unterschiedlichen Spiralen
Während die Pille für eine länger dauernde Einnahme vorgesehen ist, empfiehlt Tamussino etwa die Dreimonatsspritze eher als temporäre Maßnahme. „Etwa wenn ich drei Monate verreise, und dieses Thema erledigt wissen möchte.“ Denn die Hormondosis sei hier eine höhere als etwa bei der Pille. Selbes gelte auch für das Hormontransplantat.
Noch vor nicht allzu langer Zeit wurden Spiralen nicht an jüngere Frauen verschrieben. Das hat sich mittlerweile geändert, denn es gibt eine kleinere Hormonspirale, die speziell für junge Frauen entwickelt wurde. „Diese hat sich für viele Patientinnen als sehr effektiv bewiesen.“
„Grundsätzlich wird Verhütung immer noch als ein Thema gesehen, das die Frau betrifft“, sagt Tamussino. Spricht man von hormonellen Methoden, ist die sogenannte „Pille für den Mann“ auch weiter nicht in Sicht – trotz jahrzehntelanger Forschung. „Hormonelle Verhütung bei der Frau muss einmal pro Zyklus den Eisprung unterbinden, beim Mann müsste man die Spermienproduktion dauerhaft unterbinden“, so Tamussino. Hier habe sich noch kein überzeugendes Präparat gefunden. „Dennoch sollten Männer bei diesem Thema mehr Verantwortung übernehmen.“ Eine Vasektomie etwa, also die Durchtrennung des Samenleiters, sei – bei abgeschlossener Familienplanung – ein probates Mittel, gibt der Experte zu bedenken.