Mittlerweile weiß man, dass bei einer Reihe von Vorerkrankungen – wie etwa Diabetes oder Lungenfunktionseinschränkungen – das Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf erhöht ist. Daher lag für viele die Vermutung nahe, dass auch die Impfung für gewisse Risikogruppen gefährlich sein könnte. Doch gibt es tatsächliche Erkrankungen, die eine Impfung unmöglich machen?
Bernd Lamprecht, Vorstand der Klinik für Lungenheilkunde am Kepler Universitätsklinikum, erklärt: „An sich gibt es so gut wie keine Gruppe, die auf die Impfung verzichten muss – denn die Impfung kann ja nicht zur Coronavirus-Erkrankung führen.“ Für Vorerkrankte gelte hier dasselbe, wie für rundum gesunde Menschen: „Es wird ja nicht mit echten Viren geimpft, sondern nur mit Merkmalen dieser Viren. Dadurch kann das Immunsystem sozusagen ein Trockentraining durchführen und für den Ernstfall üben. Und diese Übung fällt halt ein bisschen besser oder schlechter aus, je nachdem wie fit das Immunsystem ist.“
Schlechteres Ansprechen möglich
Denn was passieren kann, ist, dass die Impfung nicht ihre volle Wirkkraft entfalten kann. „Das kann jene betreffen, die ein geschwächtes Immunsystem haben oder Medikamente nehmen, welche eine gute Immunantwort nicht zulassen“, so der Experte. Dazu zählen alle Arten von Immunsuppressiva. „Im schlechtesten Fall reagieren Betroffene nicht ordentlich auf die Impfung und bildet keine gute Immunantwort aus, aber dass diese Menschen persönlich Schaden nehmen, das ist nicht zu erwarten.“ Für diese Gruppe laufen gerade mehrere Studien, die herausfinden sollen, ob hier eine Booster-Impfung die Wirkkraft der Impfstoffe erhöhen könnte.
Verschlechterungen des Gesundheitszustandes in Bezug auf bestehende Erkrankungen seien durch die Impfung also nicht zu erwarten: „Bei allen chronischen Erkrankungen, die manchmal schubweise verlaufen, gibt es keine Beobachtung, dass durch die Impfung Schübe ausgelöst werden oder eine allgemeine Verschlechterung eintreten könnte. Die Schutzimpfung ist in allen Altersgruppen (Anm. für welche die Impfstoffe zugelassen sind) in ihrem Nutzen-Risiko-Profil einer möglichen Erkrankung vorzuziehen“, sagt Lamprecht.
Ausnahme Allergie
Einen Ausschlussgrund für die Verabreichung der Impfung gibt es allerdings: eine vorliegende Allergie gegen einen der Inhaltsstoffe der Impfung. „Das betrifft jene Menschen, die in der Vergangenheit auf Impfungen mit allergischen Reaktionen reagiert haben. In einem solchen Fall ist sicherlich Vorsicht geboten“, so der Lungenfacharzt. Ein Beispiel dafür ist etwa eine Allergie auf Polyethylenglykol, das in den mRNA-Impfstoffen vorkommt. „Wenn jemand darauf eine Allergie hat, gibt es auch die Möglichkeit, sich mit einem anderen Vakzin impfen zu lassen“, sagt Lamprecht. In einem solchen Fall sei es unbedingt zu empfehlen, mit einer Allergologin bzw. einem Allergologen zu sprechen.