Eine neue Studie der Medizinischen Universität Innsbruck hat Überraschendes über den Verlauf von Corona-Infektionen zu Tage gefördert: Die Daten belegen, dass hohe SARS-CoV-2-Antikörpertiter mit einem schweren Krankheitsverlauf verbunden sind. Eine robuste T-Zellen-Aktivität korreliert hingegen mit leichten Symptomen, hieß es in einer Aussendung am Mittwoch.
Ein Team rund um den Immunologen Wilfried Posch vom Institut für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie hat dazu in Zusammenarbeit mit mehreren Tiroler Krankenhäusern 30 bis 40 Tage nach positivem PCR-Test Gewebe von ungeimpften Covid-19-Patienten untersucht - und zwar dabei nicht nur Antikörpertiter, sondern auch Virus-Neutralisation, T-Zellreaktionen und Anaphylatoxin-Spiegel. Dabei gelang es, die zellulären (T-Zellen) und humoralen (Antikörper)-Immunantworten zu charakterisieren, die bei Patienten mit mildem, schwerem und kritischem Covid-Verlauf ausgelöst werden.
Robuste T-Zellen-Reaktionen
"Bei Patienten mit leichten Infektionen ließen sich robuste zytotoxische T-Zell-Reaktionen bzw. ein niedriger Anaphylatoxinspiegel nachweisen. Anaphylatoxin ist ein Entzündungsprotein, das vor allem bei kritischem Verlauf hochreguliert wird. Darüber hinaus stellten wir fest, dass hohe SARS-CoV-2-Antikörpertiter - darunter fallen neutralisierende als auch nicht-neutralisierende Antikörper - mit einem schweren Krankheitsverlauf verbunden sind", erklärte Posch. Die Folge sei eine erhöhte Entzündungsreaktion bzw. eine gewebsschädigende und mitunter lebensbedrohliche Entwicklung (Hyperinflammation).
Die neuen Erkenntnisse hätten jedenfalls auch für die Behandlung anderer Erkrankungen der oberen und unteren Atemwege einen Mehrwert. Denn der neue Ansatz könnte nicht nur bei Corona-Patienten mit schweren Verläufen, sondern auch bei anderen respiratorischen Erkrankungen, in deren Rahmen es durch Hyperinflammation zu nachhaltigen Lungengewebsschäden kommt, "therapeutisches Potenzial haben", betonten die Wissenschafter.