Das Vertrauen in die Impfung scheint vielerorts zu sinken. Grund dafür sind nicht zuletzt sogenannte Impfdurchbrüche. Darunter versteht man eine Erkrankung, die trotz vorhergehender Impfung des Betroffenen zustande kommt. Meldungen dazu gibt es etwa aus Israel. Dort steht jetzt trotz hoher Durchimpfungsrate ein erneuter Lockdown zur Debatte. Aber auch in Österreich gibt es Fälle. Laut AGES wurden bisher 1560 Impfdurchbrüche gemeldet. Viele fürchten daher, dass Geimpfte nicht nur erkranken, sondern oft auch symptomlos bleiben und so Ungeimpfte anstecken.
Wie viele Geimpfte sich tatsächlich unerkannt infizieren, ist schwer zu erheben. Daher kursieren unterschiedliche Zahlen. Was man weiß: Auch Geimpfte können sich anstecken. Man geht davon aus, dass bei ihnen die Virenlast ein bis zwei Tage gleich hoch ist, wie bei Ungeimpften. „Das muss aber nicht bedeuten, dass immunisierte Menschen genauso ansteckend sind“, sagt Lukas Weseslindtner, Virologe an der Med Uni Wien. „Es könnte nämlich sein, dass die im Körper durch die Impfung vorhandenen Antikörper sich an das Virus anlagern und es somit blockieren. Dann wäre die betroffene Person trotz hoher Virenlast kaum ansteckend.“
Dass Geimpfte zusätzlich eine Testpflicht erfüllen müssen, hält der Virologe für schwer umsetzbar: „Allerdings sollten sich auch Geimpfte testen lassen, wenn sie leichte Symptome verspüren – und wenn sie Kontakt mit Menschen haben, die sich nicht ausreichend schützen können, wie Personen mit einer Autoimmunerkrankung.“
Verhindern werde man Impfdurchbrüche wohl nicht können: „Dass sie möglich sind, wussten wir. Denn bei einem solchen Virus ist eine vollkommene Immunität kaum zu erreichen. Was machbar ist, ist ein guter Schutz davor, im Krankenhaus zu landen“, so Weseslindtner.
Doch warum kommt es bei einigen Menschen zu Impfdurchbrüchen, während andere geschützt scheinen? „Dieses Phänomen ist vor allem auf die große Heterogenität unter den Immunisierten zurückzuführen“, sagt der Experte. Erstens gäbe es eine große Schwankungsbreite, was die neutralisierenden Antikörper angeht. So bilden ältere Menschen im Schnitt weniger davon aus. Zweitens seien die Impfstoffe nicht ganz gleich – eine doppelte Immunisierung mit einem mRNA-Vakzin erzeuge nachweislich mehr Antikörper als eine einzige Impfung – etwa mit Johnson & Johnson. Drittens lässt der Impfschutz mit der Zeit nach.
„Hier warten wir nun auf die Freigabe der EMA, die festlegen muss, ob die dritte Impfung sicher ist. Wenn das erfolgt ist, erachte ich eine Auffrischung für sinnvoll“, so der Virologe. Denn auch ein solcher Boost könne dazu beitragen, Impfdurchbrüche wieder unwahrscheinlicher zu machen.