Sommerzeit ist Baustellenzeit. Das weiß jeder, der mehrere Kilometer mit dem Auto zurücklegen muss. Aber nicht nur im Straßenverkehr wird erneuert. Auch Häuselbauer laufen zu Höchstform auf, Dachböden werden entrümpelt und im Keller wird endlich mal wieder alles durchsortiert. Das vermehrte Aufhalten an Orten wie diesen führt dazu, dass es seit den 1990er Jahren im Sommer immer wieder zum Anstieg von Infektionen mit dem Puumala-Virus kommt. Erste Zahlen zeigen, dass dieses Jahr wieder Fälle im dreistelligen Bereich vorliegen – vor allem in der Steiermark.
Aber wie hängt ein Virus mit staubigen Dachböden und finsteren Kellerecken zusammen? Diese Orte an sich sind nicht das Problem. „Aber dort halten sich Rötelmäuse besonders gerne auf“, erklärt Robert Krause, Infektiologe der Med Uni Graz. „Die Ausscheidungen dieser Tiere – sowohl Kot als auch Urin – können die Viren beinhalten.“ Arbeitet man nun an Orten, an denen diese Mäuse leben, können die Ausscheidungen durch die Tätigkeiten aufgewirbelt werden und so in die Atemwege gelangen.
Erkrankt ein Mensch am Puumala-Virus, sind die meisten Verläufe mild. Es kommt zu grippeähnlichen Symptomen wie Fieber, Muskel-, Kopf- und Bauchschmerzen. Das Problem dabei: „Die meisten Betroffenen brauchen viele Wochen, um sich zu erholen. Ähnlich wie man es jetzt von Long Covid kennt, bleiben Betroffene schwach und erschöpft. Das beeinflusst natürlich das Berufs- und Privatleben“, so Krause.
In seltenen Fällen kommt es auch zu schweren Verläufen. Ist das der Fall, können Lunge, Gehirn und vor allem Nieren beeinträchtigt werden. Erkennen kann man die Puumala-Infektion meist an einem relativ eindeutigen Symptom: Durch die Erkrankung kommt es zu einer Schwellung der Linse, die eine vorübergehende Kurzsichtigkeit zur Folge hat: „Das kommt bei 75 Prozent der Fälle vor. Auch Farbsehstörungen können der Fall sein“, sagt der Experte. Dauerhafter Schaden entsteht dadurch keiner: Mit Ende der Erkrankung geht auch die Schwellung zurück und die temporäre Kurzsichtigkeit verschwindet.
Von Mensch zu Mensch kann das Puumala-Virus nicht übertragen werden: „Daher wären diese Infektionen auch leicht zu verhindern, wenn man ein paar Richtlinien beachtet“, sagt Krause. Dazu zählt in erster Linie, zu wissen, wo ein potenzielles Ansteckungsrisiko herrscht. Neben Dachböden und Kellern, kann der Mäusekot auch in Ställen und auf Feldern zu finden sein. Hält man sich an diesen Orten auf, sollte man auf das Tragen einer FFP2-Maske und Handschuhe setzten. „Auch die Umgebung zu befeuchten, kann helfen. Das verhindert, dass der Staub gemeinsam mit den Ausscheidungen aufgewirbelt wird“, sagt der Infektiologe. Dazu eignen sich vor allem chlorhaltige Lösungen.