Obwohl die Delta-Variante von Sars-CoV-2 in Österreich noch nicht weitverbreitet ist, ist sie in aller Munde. Denn wie am Beispiel Großbritannien zu sehen, kann sie geplanten Öffnungsschritten einen Strich durch die Rechnung machen. In Österreich sind die aktuell geplanten Öffnungsschritte aufgrund der niedrigen Inzidenz zwar durchaus vertretbar, die Varianten müssen aber weiter genau beobachtet werden, sagt Komplexitätsforscher Peter Klimek (Science Hub Vienna) „Was die Verbreitung der Delta-Variante betrifft, stehen wir in Österreich am Beginn“, so Klimek.

Um das tun zu können, brauche es aber mehr PCR-Tests in Österreich. Denn alleine mit Antigen-Tests kann man Varianten nicht überwachen. Dies ist nur mit PCR-Test möglich, denn diese sind sozusagen die Basis für die Sequenzierungen. Klimek nannte im Ö1-Mittagsjournal Wien mit den großflächigen PCR-Tests von "Alles gurgelt" als Vorbild. Aufgrund der Erfahrungen bzw. der Logistik gebe es "nur mehr wenige Argumente, warum man jetzt noch auf den Antigen-Test setzen sollte."

Die Ausweitung des Angebots auf alle Bundesländer sollte Klimeks Ansicht nach rasch vonstattengehen. "Wir haben bis vor kurzem gesagt, der Sommer sollte relativ ruhig sein, aber im Herbst erwarten wir dann mehr Aktivität. Aber wie sich Delta jetzt anlässt, müssen wir leider davon ausgehen, dass schon der Sommer unrunder verlaufen kann. Es ist jetzt Zeit zum Handeln."

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Wichtig sind Strategien für den Herbst

Aktuell sei die Infektionslage in Österreich überschaubar. "Wie sehr die Zahlen in Bezug auf die Delta-Variante steigen, ist schwer zu sagen, weil dort das Infektionsgeschehen insgesamt so niedrig ist", so Klimek. Allerdings würden internationale Daten die Delta-Variante um rund 60 Prozent ansteckender einschätzen. "Da sind wir in einem Bereich, wo wir im Sommer über mit einem stetigen Wachstum zu rechnen haben." Das Wachstum würde von einem sehr niedrigen Niveau starten, "von daher wird es auch nicht von heute auf morgen passieren, dass uns die Infektionszahlen um die Ohren sausen, wir müssen uns aber sehr wohl jetzt schon Gedankten machen, wie wir auf diese Variante reagieren."

Der Grund für die Dringlichkeit, Strategien jetzt zu entwickeln ist, dass erst 25 Prozent der österreichischen Bevölkerung vollimmunisiert sind. Um die Delta-Variante in Schach zu halten, sei dieser Wert zu gering. Denn es werde eine vierte Welle geben, so Klimek. "Die Frage ist, ob diese Welle eine derartige Dynamik entwickelt, dass wir auf den Intensivstationen in Bedrängnis kommen und wir wieder einscheidendere Maßnahmen brauchen. Es ist noch überhaupt nicht klar, wie stark wir wieder dagegenhalten werden müssen - dazu brauchen wir solidere Daten auch in Österreich."

Regionale Maßnahmen

Um solch einschneidende Maßnahmen, also etwa einen weiteren Lockdown zu verhindern, empfiehlt Klimek frühzeitige lokale bzw. regionale Maßnahmen. Als Beispiel nennt er etwa Ausreisetests wie die in manchen Bezirken schon im Einsatz waren. Oder auch ein Weiterführung der Maskenpflicht. Und er zieht den Vergleich zur Alpha-Variante, die um 30 Prozent ansteckender als der bis dahin vorherrschende Wildtyp war. "Das hat dann diesen flachen Anstieg ergeben, der uns doch auch in Bedrängnis gebracht hat. Wir müssen klar festlegen, wie wir auf diese Entwicklung reagieren, um nicht wieder in falscher Sicherheit zu wiegen."