Es geht um jede Sekunde. Dieser Satz klingt sehr dramatisch. Auch wenn man sich an die Szenen beim Spiel Dänemark gegen Finnland bei der Euro am vergangen Samstag in Erinnerung ruft, fällt einem dieses Wort ein: Dramatisch. Denn da ging Christian Eriksen zu Boden. Ohne Fremdeinwirkung, wie es in der Fußballberichterstattung so oft heißt.

Der dänische Nationalteamspieler blieb bewusstlos liegen. Sein Teamkollege Simon Kjær reagierte binnen Sekunden: Er brachte Eriksen in die stabile Seitenlage, überstreckte seinen Kopf, kontrollierte, ob sein Teamkollege nicht seine Zunge verschluckt hatte. Schließlich kamen Ärzte und Sanitäter, reanimierten Eriksen mit Herzdruckmassage, auch ein Defibrillator wurde eingesetzt. Als der Däne vom Platz gebracht wurde, war er wieder bei Bewusstsein.

Es war eine perfekte Rettungskette. Denn bei einem plötzlichen Herzstillstand geht es vor allem um eines, um Zeit. Je schneller der Patientin oder dem Patienten geholfen wird, desto besser. „Ohne Ersthelfer haben diese Menschen praktisch keine Chance“, sagt Monika Stickler, Leiterin der Abteilung Rettungsdienst beim Roten Kreuz.

Schnelle Wiederbelebungsmaßnahmen können also Leben retten. Laut Daten, die Puls, ein Verein zur Bekämpfung des plötzlichen Herztodes erhoben hat, überleben in Österreich von 100 nur 20 Patienten einen Herzstillstand außerhalb des Krankenhauses. Jährlich überleben über 10.000 Menschen einen Herzstillstand in Österreich nicht.

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Das Wichtigste: Hingreifen

Und im überwiegenden Teil rettet man Leben von Menschen, die einem nahestehen. „Wenn wir einen Atemkreislaufstillstand erleben, dann kommt er meistens entweder im Familienumfeld oder am Arbeitsplatz vor“, so Stickler. Das Wichtigste ist also: Hingreifen. Doch viele Menschen haben gerade davor Respekt. „Verständlicherweise haben viele Angst, etwas falsch zu machen, die Situation zu verschlimmern. Aber man kann in dieser Gelegenheit nichts falsch machen, außer nichts zu tun.“

Entscheidend sind die ersten zehn Minuten, erste Schäden, wenn das Gehirn nicht mit Sauerstoff versorgt wird, treten sehr rasch auf. „Bei einem Herzstillstand zieht sich der Herzmuskel nicht mehr zusammen, das Blut wird nicht mehr durch den Körper gepumpt“, erklärt Daniel Scherr, Kardiologe am LKH-Universitätsklinikum Graz.

Herzmassage mit "Stayin' Alive" von den Bee Gees

Was ist also im Ernstfall zu tun? Kollabiert ein Mensch, ist die Rettungskette in Gang zu setzen und dann zu überprüfen, ob der Patient selbstständig atmet. „Tut er das nicht, dann muss mit der Herzdruckmassage begonnen werden“, erklärt Scherr. „Das muss in einer hohen Frequenz passieren, der Song ‘Stayin’ alive’ von den Bee Gees ist hier ein guter Anhaltspunkt.“

Wichtiges Hilfsmittel ist auch ein Defibrillator, diesen findet man an zahlreichen neuralgischen Punkten, wie Banken, Gemeindeämtern aber auch größeren Firmen. Die Website www.definetzwerk.at gibt Auskunft, wo in Österreich „Defis“ zu finden sind. „Auch hier kann man nichts falsch machen. Die zwei Elektroden auf den Brustkorb aufkleben und den Anweisungen des Defibrillators folgen“, sagt Scherr.

Vorsorge via Gesundenuntersuchung

Wichtigstes Mittel für den Kampf gegen den Herzstillstand ist die Gesundenuntersuchung. Mit diesem können Vorerkrankungen frühzeitig entdeckt werden bzw. Verdachtsmomente im Detail abgeklärt werden. Dezidiert kein Risiko ist Hobbysport, sagt Scherr. Im Gegenteil, hier überwiegen die positiven Effekte auf die Herzgesundheit. „Auch bei Leistungssportlern sind Erkenntnisse wonach diese ein erhöhtes Risiko für einen Herzstillstand haben nicht eindeutig.“ Ursachen, gerade bei älteren Menschen, können ein Herzinfarkt oder Herzschwäche sein. Bei jüngeren in sehr seltenen Fällen auch eine Herzmuskelentzündung. „Es gibt aber auch Fälle, bei welchen wir keine Ursache finden.“

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