Die Vertretung der heimischen Kinderärztinnen und Ärzte hat sich am Dienstag für eine Covid-Schutzimpfung bei Kindern und Jugendlichen ausgesprochen. Das teilte die Österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) via Aussendung mit: Man begrüße die Entscheidung der europäischen Arzneimittelzulassungsbehörde EMA zur Zulassung einer COVID-19-Impfung für unter 16-Jährige und unterstütze die Empfehlung des österreichischen Nationalen Impfgremiums (NIG) heißt es im Detail.
Als wesentliches Argument führen die Kinderärztinnen den Individualschutz ins Feld. "Die Nutzen-Risiko-Relation spricht aus derzeitiger Sicht somit eindeutig für die Impfung", heißt es. Demnach seien Kinder und Jugendliche vor einer Infektion und auch vor schweren Krankheitsverläufen geschützt. Daten aus Österreich zeigen, dass bei 1000 Infektionen etwa mit einem schweren Verlauf in der Altersgruppe der bis 19-Jährigen gerechnet werden müsse. "Demgegenüber gab es in der Zulassungsstudie keine schwerwiegenden Impfkomplikationen, und auch die kanadischen und US-amerikanischen Impfprogramme erbrachten unter bisher mehr als zwei Millionen Geimpften keine Berichte über derartige Komplikationen."
Als weitere Argumente für eine Impfung werden von der ÖGJK unter der Leitung von Daniela Karall etwa die Herstellung des Herdenschutzes sowie auch psychosoziale Vorteile angeführt. Das Nichtanbieten der
Impfung an Kinder und Jugendliche entspräche einer Diskriminierung dieser Altersgruppe und auch einem Vorenthalten eines der 3 Gs. Es sei anzunehmen, dass auch zukünftig die erfolgte Immunisierung diverse Vorteile in öffentlichen Bereichen mit sich bringen, etwa einen Schulbesuch ohne wiederholtes Testen. Aus diesem Grund entspreche das Impfangebot auch eine Gleichberechtigung dieser Altersgruppe.
Kinderärzte gegen Impfpflicht
Allerdings sprechen sich die Kinderärztinnen und Kinderärzte gegen eine Impfpflicht in Bezug auf die Covid-Schutzimpfung aus. Eine Entscheidung gegen eine Impfung dürfe für Kinder und Jugendlichen, über die 3 Gs hinaus, keine negativen Folgen haben, so die ÖGKJ.
Ab 14: Kinder können selbst über Impfung entscheiden
Das Nationale Impfgremium (NIG) war zwar bereits vergangenen Freitag der EMA-Einschätzung gefolgt, nun hat das NIG auch seine Anwendungsempfehlung aktualisiert: Kinder ohne Risiko ab zwölf fallen somit in Prioritätsstufe sieben. Mündige Minderjährige, also ab 14 Jahren - müssen selbst in die Impfung einwilligen. Das bedeutet: Ab dem 14. Lebensjahr kann selbst über die Immunisierung entschieden werden, auch wenn die Eltern die Impfung ablehnen. Die Begleitung der zu impfenden Person in dieser Altersgruppe ist rechtlich gesehen nicht erforderlich.
Das NIG betont in seiner aktuellen Empfehlung, dass der Impfstoff bei Kindern und Jugendlichen sicher und hoch effektiv ist. Der Impfstoff wurde in dieser Altersgruppe in den USA und Kanada in den vergangenen Wochen schon angewendet und es gibt bisher keine Hinweise auf Sicherheitsbedenken.
Covid-Folgeerkrankungen auch bei Kindern
Kinder und Jugendliche erkranken im Vergleich zu Erwachsenen zwar selten schwer an Covid-19, dennoch sind schwere Krankheitsverläufe wie ein Multisystem-Inflammationssyndrom (Hyperinflammationssyndrom) auch in Österreich mit einer Häufigkeit von 1:500 bis 1:1.000 infizierten Kindern und Jugendlichen beschrieben worden. Diese Patienten müssen auf jeden Fall im Krankenhaus behandelt werden, oft sogar auf der Intensivstation, warnt das NIG. Außerdem mehren sich die Hinweise, dass auch Kinder und Jugendliche nach milden und asymptomatischen Verläufen langfristig unter Long Covid leiden können. Zudem können Kinder auch zum allgemeinen Infektionsgeschehen beitragen.