Als Maarte Preller am Anfang dieses Jahres mit der Kleinen Zeitung über ihre Long Covid Symptome und die neu gegründete Selbsthilfegruppe sprach, kam dieses Thema in den Medien gerade erst in Fahrt. Seitdem häuften sich die Meldungen, dass immer mehr Menschen lange nach einer Covidinfektion an Symptomen leiden. Dieser Tage ist die Diskussion erneut entfacht. Einerseits, weil die Länder eine Abdeckung der Covid-Reha-Kosten durch die Krankenkassen forderten. Andererseits auch weil der Abgeordnete Michel Reimon (Grüne) bekannt gab, selbst an Long Covid zu leiden. In den Sozialen Medien schreibt der Politiker in einem langen Statement: „Ich schreibe das so ausführlich, weil es ein politisches Problem ist. Wenn wir auf mehr als 100.000 Long Covid-Fälle zusteuern, ist die Pandemie noch nicht besiegt, wenn die Infektionszahlen gering sind.“
Verschiedenste Symptome
Zehn bis 20 Prozent aller Coviderkrankten dürften an lang andauerten Folgen leiden. Die Symptome die Long Covid Patienten aufweisen, sind so vielfältig, dass es kein einheitliches Krankheitsbild gibt. Auch neurologische Beschwerden sind möglich. So erzählt Reimon auch von epileptischen Anfällen. Besonders schwer betroffen ist jene Gruppe, bei denen ein Fatigue-Syndrom diagnostiziert wird. Dabei kommt es zu enormen Erschöpfungszuständen, die sogar arbeitsunfähig machen. Kleinste Dinge des Alltags können dann zu riesigen Herausforderungen werden.
Während man mit vielen Aspekten von Long Covid jetzt erstmals zu tun hat und daher hierzu erst Wissen sammeln muss, weiß man über den Aspekt Fatigue schon einiges. Dieses Phänomen kennt man auch von anderen Infekten. Wichtig dabei ist es herauszufinden, wie viel Anstrengung man an einem Tag gut wegstecken kann. Damit Besserung eintritt, sollte man diese Grenze nicht überschreiten. Damit hat auch Maarte Preller zu kämpfen: „Meine Symptome haben sich nicht gebessert, ich habe sie ab und zu etwas besser im Griff, aber das war es. Teilweise hat es die Arbeit für die Selbsthilfegruppe auch wieder verschlimmert, weil diese mit großer Anstrengung einhergeht.“
Zu wenig Anlaufstellen
Die Selbsthilfegruppe zählt mittlerweile rund tausend Mitglieder. „Wir machen viel direkte Patientenbetreuung und versuchen daneben eine Zusammenarbeit zwischen Ärzten, Forschern, Ambulanzen, Reha-Zentren und der Politik herzustellen“, sagt Preller. Der Ansicht der Betroffenen nach, gibt es noch viel zu tun. Es fehle noch an Behandlungen, die nachweislich effektiv sind. Außerdem seien die derzeit drei Long Covid Ambulanzen mit knappen Kapazitäten für Österreich einfach zu wenig: „Wir hoffen, dass es bald ein bis zwei solchen Zentren pro Bundesland gibt.“
Die ersten Zentren seien einerseits ein echter Erfolg, weil Patienten dort die notwendige Abklärung nun viel schneller bekommen. Doch es muss noch viel getan werden: „Die Realität ist, dass Ambulanzen oft das Personal und die Zeit fehlen, um Patienten aufzunehmen. Diese sind jetzt schon bis Ende des Jahres ausgebucht. Es ist aber unfair, von Krankenhäusern zu erwarten, dass sie diese Versorgung alleine und ohne Unterstützung der Regierung schaffen“, so Preller.
Krankschreibung manchmal schwierig
Außerdem komme dazu, dass Long Covid vor allem bei Betroffenen mit Fatigue oft sehr lange andauert. Nach einigen Monaten werde es aber mit der Krankschreibung schwierig: „Wir betreuen Betroffene, die wieder gesundgeschrieben wurden, obwohl sich für sie nichts verbessert hat“, so Preller. Der zusätzliche Stress und die damit verbundenen Behördengänge treiben laut den Betroffenen die Erschöpfung noch weiter an.
Drei Forderungen sind für Long Covid Austria daher zentral: die weitere Aufklärung von Ärzten, die Anerkennung der Krankheit im Gesundheits- und Sozialsystem, sowie spezialisierte, interdisziplinäre und gut organisierte Zentren für Patienten, an denen diese nicht nur untersucht, sondern auch behandelt werden.
Die Selbsthilfegruppe kommt trotz ihres hingebungsvollen Engagements langsam an ihre Grenzen: „Wir sind mit unserer Geduld und Energie am Ende. Wir bekommen mehr Anfragen, als wir bewältigen können. Dazu kommt das diese immer dringender und herzzerreißender werden. Man merkt, dass viele Betroffene am Ende ihrer Kräfte angelangt sind“, sagt Preller.
Beratung über weiteres Vorgehen
Ein erster Schritt in die richtige Richtung könnte in der Steiermark schon diese Woche getan werden: Am Mittwoch wird mit Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß über Zuständigkeiten und Behandlungskapazitäten beraten. Neben Vertretern aus der Medizin und der Politik ist auch Maarte Preller zum Gespräch eingeladen.