Die Studie wurde im letzten Jahr heftig diskutiert, nun sind die Daten der sogenannten "Drosten-Studie" im Fachblatt "Science" veröffentlicht worden. Und die Daten von 25.000 Covid-19-Fällen haben Virologen Christian Drosten in seiner anfänglichen Einschätzung in Bezug auf die Ansteckungsgefahr durch Kinder bestätigt. "Mein anfänglicher Eindruck einer ungefähr gleich großen Infektiosität aller Altersgruppen hat sich bestätigt, nicht nur hier, sondern auch in anderen Studien", sagte der Berliner Coronaviren-Experte laut einer Mitteilung der Charité vom Dienstag.
Die Daten der Drosten-Studie
Für die am Dienstagnachmittag publizierte Studie bestimmten Wissenschafter um Drosten wie gesagt für mehr als 25.000 Covid-19-Fälle die sogenannten Viruslasten, also die Menge des Viruserbguts in der PCR-Probe. "Die Erbgutkopien repräsentieren näherungsweise die Virusmenge im Rachen der Patienten und lassen daher Voraussagen über deren potenzielle Infektiosität zu", erklärte die Charité.
Einbezogen wurden Menschen ohne Krankheitsanzeichen ebenso wie Patienten mit unterschiedlich schweren Symptomen bis hin zu Krankenhausfällen. Bei Erwachsenen zwischen 20 und 65 Jahren zeigten sich demnach "keine nennenswerten Unterschiede" bei der Viruslast. In den Proben der jüngsten Kinder zwischen 0 und 5 Jahren seien die niedrigsten Viruslasten gefunden worden, bei älteren Kindern und Jugendlichen hätten sich die Werte mit steigendem Alter denen der Erwachsenen angeglichen, heißt es weiter.
Unterschied zwischen Kindern und Erwachsenen
Die Werte von Kindern sieht Drosten durch eine andere Art der Probenentnahme im Vergleich zu Erwachsenen beeinflusst: Es würden deutlich kleinere Tupfer eingesetzt, die weniger als halb so viel Probenmaterial einbrächten. Statt der schmerzhaften tiefen Nasenrachen-Abstriche würden zudem oft einfache Rachenabstriche gemacht, in denen sich nochmals weniger Virus finde. Deshalb seien bei Kindern von vornherein geringere Viruslast-Messwerte zu erwarten.
Weitere Studie mit Kinder-Chor
Eine weitere Studie, auch der ebenso die Berliner Charité beteiligt war, kam zu dem Schluss, dass Kinder beim Sprechen und Singen weniger der für eine Übertragung von Coronaviren relevanten Aerosole als Erwachsene ausscheiden. Das hat eine Untersuchung der Charité und der TU Berlin unter Federführung des Phoniaters Dirk Mürbe ergeben. "Kinder im Grundschulalter emittierten beim Sprechen eine Anzahl von Partikeln in der Größenordnung wie Erwachsene beim Atmen, und beim Singen emittierten sie ähnlich viele Partikel wie Erwachsene beim Sprechen", sagte Mürbe der dpa.
Wichtig an dieser Stelle zu betonen ist, dass diese Studie viel kleiner war, als jene der Drosten-Studie. Auch ist Viruslast nicht gleich Aersol.
Aber zurück zur Studie: Bisher fokussierten sich Untersuchungen zum Ausstoß von Aerosolen vor allem auf Erwachsene. Mürbe zufolge wurden sie nun erstmals bei acht- bis zehnjährigen Grundschülern mittels Laserpartikelzähler in einem Reinraum gemessen. Konkret ging es um 15 Mädchen und Buben des Staats- und Domchores Berlin und des Mädchenchores der Sing-Akademie Berlin. Für diese Altersgruppe ist vorerst kein Impfschutz absehbar.
Mehrere Faktoren haben Einfluss auf die Anzahl der Aersole: Lautstärke, Größe des Raumes, Anzahl und Aufenthaltsdauer der Kinder sowie den Lüftungskonzepten spielen allesamt eine Rolle. "Die geringere Anzahl der ausgestoßenen Aerosole und die Verfügbarkeit von Testkonzepten führen zu einer differenzierteren Bewertung der Infektionsgefahr und zu besseren Rahmenbedingungen im Unterricht und im außerschulischen Bereich."