Ein Mundspray, das uns vor einer Infektion mit Covid-19 schützen kann. Klingt nach einer guten Geschichte. Bei genauerer Recherche zeigt sich aber, der schnelle Abstecher in die Apotheke wäre zu verfrüht.
Aber der Reihe nach: Am Dienstag wurde berichtet, dass ein Mundspray der Tiroler Firma Ökopur Sars-CoV-2-Viren im Mund abtöten könne. Laboruntersuchungen zu diesem Zweck sind am Institut für Hygiene und Mikrobiologie der Medizinischen Universität Innsbruck durchgeführt worden. Bei den Testreihen wurden Viren mit unterschiedlichen Konzentrationen dieses Sprays zu unterschiedlichen Zeitpunkten behandelt. Danach wurden die Viren auf Zellkulturen aufgebracht, ebenda wurde dann der Grad der Infektion gemessen.
Positives Signal, aber ...
Diese ersten Labortests sind positiv verlaufen, das bestätigt auch Wilfried Posch. "Dass diese Substanz Sars-CoV-2-Viren im Laborversuch eliminieren kann, ist ein erster 'proof of principle'." Doch diese In-vitro-Tests sind nur ein erster Schritt, komplexere Untersuchungen müssen folgen, um auch eine Wirkung bei Menschen nachweisen zu können. "Wir werden nun weitere Tests durchführen, je nach Ergebnis dieser werden klinische Studien folgen müssen", so Posch. Auch ist noch völlig unklar, wie häufig und in welcher Menge das Spray angewendet werden müsste, um vor einer Infektion mit Covid-19 zu schützen.
Grundsätzlich befindet sich dieses Mundspray schon auf dem Markt, es wurde nicht explizit als Prophylaxe für Coronaviren entwickelt. Bei dem verwendeten Wirkstoff handelt es sich um einen, der auch im menschlichen Immunsystem zur Bekämpfung von Viren und Bakterien vorkommt. "Es ist auch nicht das einzige Mundspray oder das einzige schon zugelassene Medikament, das wir in Innsbruck auf Wirksamkeit in Bezug auf Covid-19 untersuchen", erzählt Posch. Zahlreiche schon im Einsatz befindliche Arzneimittel werden aktuell in dieser Hinsicht getestet. Dies wird als "Repurposing" bezeichnet.
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Ähnlich wie bei Asthma-Spray
Diese Repositionierung trifft auch auf das Beispiel Asthma-Spray zu. Auch hier wurde ein bewährtes, im Einsatz befindliches Arzneimittel auf seinen Nutzen gegen Sars-CoV-2 überprüft. Zu Beginn der Pandemie wurden Asthmapatienten eher als Risikopatienten gehandelt. Als dann bemerkt wurde, dass diese Patienten von Covid-19 nicht so stark betroffen waren bzw. bei Erkrankung nicht so häufig schwere Verläufe hatten, sah man sich die Medikation Asthma-Sprays genauer an. Mittlerweile gibt es Studien, die positive Signale zeigen, aber auch in diesem Fall braucht es weitere Studien und mehr Daten.
Was bedeutet das nun für den nächsten Gang in die Apotheke? Es ist zu früh, Mund- oder Asthma-Sprays auf Vorrat zu kaufen.