Die Diskussion um das mögliche Auftreten von Sinusvenenthrombosennach einer Covid-Impfung reißt nicht ab. Daher haben es sich auch einige Forschungsinstitute zur Aufgabe gemacht, sich diese Fälle genauer anzusehen. Bei dieser Art von Thrombosen handelt es sich um eine Verstopfung der Sinusvenen im Gehirn. Diese kommt durch Blutgerinnsel zustande. Die Sinusvenen sind dafür zuständig, das sauerstoffarme Blut aus dem Gehirn zum Herzen zu transportieren. Sind diese Venen verstopft, kann das Blut nicht mehr so einfach abfließen. Dadurch kommt es zu Sauerstoffmangel im Gehirn, erhöhtem Druck im Kopf und Durchblutungsstörungen. Vor wenigen Tagen wurde nun eine Studie zu Sinusvenenthrombosenveröffentlicht, an der sich die Universitäten Cambridge und Oxford beteiligten.
Vergleich der Impfstoffgruppen
Das Ergebnis zeigte klar, dass Sinusvenenthrombosen nach einer Covid-Impfung ein seltenes Phänomen sind. Geht man von einer Million mit einem mRNA-Vakzin (BioNtech/Pfizer und Moderna) geimpften Menschen aus, so kommt es im Schnitt nach der ersten Impfung innerhalb von zwei Wochen zu 4,1 Sinusvenenthrombosefällen. Von der EMA zur Auswertung zur Verfügung gestellte Daten zum AstraZeneca-Impfstoff zeigen, dass hier auf eine Million geimpfte Menschen rund 5 Fälle von dieser Art der Thrombosen kommen. Ähnliches nimmt man für andere Vektorimpfstoffe wie jenen von Johnson & Johnson an.
Auffällig ist hierbei vor allem, dass es keinen bemerkenswerten Unterschied im Hinblick des Auftretens der Sinusvenenthrombosen zwischen mRNA- und Vektorimpfstoffen gibt. In der Kritik standen in den letzten Wochen aber vor allem die Vektorimpfstoffe. Ins Auge gefasst wurden im Rahmen der Studie außerdem die Häufigkeit von Sinusvenenthrombosen bei einer Covid-19-Infektion.
Aus der Studie geht somit etwas hervor, was unterschiedliche Experten schon seit Wochen vermuten: Auf eine Million infizierte Menschen kommen rund 39 Fälle von Sinusvenenthrombosen. Damit ist die Wahrscheinlichkeit dieses Phänomens bei einer tatsächlichen Erkrankung ungefähr acht Mal höher als bei der Impfung gegen das Virus.
Die Erklärung für das Auftreten der Thrombosen
Ein internationales Wissenschaftlerteam scheint die Erklärung für Thrombosen nach der Impfung gefunden zu haben: In seltenen Fällen kann die Impfung einen immunbedingten Mangel an Blutplättchen zur Folge haben. Bei den untersuchten Fällen wiesen alle Betroffenen Antikörper gegen den Blutplättchenfaktor 4 auf. Dieser spielt eine zentrale Rolle in der Blutgerinnung. Hinzu kommt, dass infolge der Impfung die verbleiben den Blutplättchen scheinbar aktiviert werden. Das kann dazu führen, dass Blutplättchen sich an den Gefäßen anheften und damit unterschiedliche Thrombosen auslösen.
Die „heiße Spur“, welcher die Wissenschaftler folgten, war eine gewisse Ähnlichkeit der vorliegenden Fälle mit seltenen Komplikationen, die bei einem Einsatz des Gerinnungshemmers Heparin auftreten können: Doch „keiner der Patienten hatte vor dem Auftreten der Symptome oder der Diagnose einer Thrombose Heparin erhalten“, heißt es vonseiten der Experten. Da das klinische Erscheinungsbild stark einem von Heparin ausgelösten Blutplättchenmangel ähnelte, wurden sofort Blutserumproben untersucht. Diese zeigten, dass alle Betroffenen Antikörper gegen den Blutplättchenfaktor 4 hatten. Auch eine verstärkte Aktivierung der übrigen Blutplättchen konnte durch die Untersuchung nachgewiesen werden.
Was tun, bei Thromboseverdacht?
Treten ein bis zwei Wochen nach der Impfung Schmerzen, etwa sehr starke Kopfschmerzen, und Schwellungen auf, sollte man den Hausarzt aufsuchen. Dieser kann durch eine Blutuntersuchung eine weitere Abklärung vornehmen und auch mögliche andere Erkrankungen erkennen bzw. ausschließen. Wird die Thrombose rechtzeitig erkannt, ist sie gut behandelbar.