1. Was ist Long Covid?
ANTWORT: Diese Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten. Bei Long Covid handelt sich nämlich um kein einheitliches Krankheitsbild. Viel mehr werden hier unterschiedliche Langzeitfolgen, die auch Monate nach einer Covid-19-Erkrankung auftreten können unter diesem Schlagwort zusammengefasst. „Wir haben immer noch nicht vollständig ergründet, was Long Covid ist“, sagt etwa Janet Diaz, Expertin der WHO (Weltgesundheitsorganisation). Erste Studien bzw. Erfahrungswerte ergeben, dass etwa zehn bis zwanzig Prozent noch Wochen oder Monate nach der Beginn der Krankheit an den Folgen von Covid-19 leiden.
Was es gibt, ist eine zeitliche Unterscheidung dieses neuartigen medizinischen Phänomens: "Es gibt Akut Covid, das ist vier Wochen, dann das Ongoing Covid-Syndrom bis zwölf Wochen und dann das Long Covid mit über zwölf Wochen Krankheit. Und das fasst sich zusammen dann als Post-Covid-Zustand“, sagte Andreas Krauter Chefarzt der ÖGK.
2. Welche Symptome hat Long Covid?
ANTWORT: Die Liste der Symptome ist äußerst lang und betrifft unter anderem Atemwege, Herzkreislaufsystem, Muskelapparat, Nervensystem oder aber auch den Stoffwechsel. „Wir hatten Patientinnen, die uns geschildert haben, dass sie wirklich Atemnnot und Erschöpfung bekommen, wenn sie sich die Zähne putzen“, sagt Primar Karl Horvath vom Klinikum Bad Gleichenberg, der in seinem Haus Covid-Patienten mit Langzeitfolgen behandelt. Das Spektrum dieser Erkankung ist äußert breit, es reicht von Patienten, die Unterstützung bei der Körperpflege brauchen oder unter Sprechatemnot leiden bis zu Menschen, die sich vor allem matt und abgeschlagen fühlen. Auch psychische Probleme sind unter den Symptomen zu finden: Schlafstörungen, Depressionen oder Angststörungen sowie der so genannte „Brain Fog“.
Hinzu kommt, dass Symptome nach Phasen, in welchen sich die Patienten schon wieder gesund fühlen, wieder auftreten können.
3. Was ist unter „Brain Fog“ zu verstehen?
ANTWORT: Es ist eine spezielle Form einer Ermüdungserscheinung (fatigue), dabei handelt es sich, vereinfacht ausgedrückt, um eine Ermüdung des Gehirns. Patientinnen sind nicht in der Lage sich über einen längeren Zeitraum zu konzentrieren, etwa länger in einem Buch zu lesen. Auch die Erinnerungsfähigkeit kann eingeschränkt sein.
4. Wer ist besonders gefährdet, an Long Covid zu erkranken?
ANTWORT: Risikogruppen sind noch nicht abschließend definiert, es gibt einfach noch nicht ausreichend Daten. Es scheint aber so zu sein, dass Frauen ein höheres Risiko haben, Langzeitfolgen zu entwickeln. Selbes trifft auch auf Raucherinnen zu. Auch Vorerkrankungen wie Adipositas, also Übergewicht, COPD oder Diabetes können Risikofaktoren sein. Auch die schwere des Covid-Verlaufs könnte einen Risikofaktor darstellen, Daten aus England deuten darauf hin, dass etwa 40 Prozent der hospitalisierten Erkrankten längerfristige Unterstützung benötigen. Aber auch mit leichtem Verlauf kann Long-Covid-Patientinnen beeinträchtigen. Dies bestätigt auch Bernd Lamprecht, Vorstand der Klinik für Lungenheilkunde am Kepler-Universitätsklinikum. „Wir sehen, dass sehr häufig Patienten von Long Covid betroffen sind, die auch in der Akutphase der Erkrankung schwerer betroffen waren.“ Aber: Für eine absolute Aussage in dieser Hinsicht fehlen noch ausreichend Daten. Es gibt, so Lamprecht, auch Patientinnen mit milden Verläufen, die unter Langzeitfolgen leiden.
5. Wie wird Long Covid behandelt?
ANTWORT „Bei dieser Erkrankung ist jeder Fall anders. Und deswegen müssen wir Therapien ganz individuell zusammenstellen“, sagt Horvath. Das bedeutet, je nach Symptomen muss auch die Behandlung angepasst werden. Das bedeutet in vielen Fällen auch einen Reha-Aufenthalt und Bewegung. Spezielle Long-Covid-Medikamente gibt es aktuell noch nicht. Die beste Maßnahme, das Risiko für Long Covid zu verringern, seien jene Maßnahmen, die auch schwere Verläufe verhindern würden, so Lamprecht. „Dazu zählen die Impfungen, aber auch unterschiedliche Medikamente, die nach einem positiven Testergebnis eingesetzt werden.“
6. Kann ich mich aufgrund von Long Covid krankschreiben lassen?ANTWORT: Grundsätzlich ist das möglich, aber in Österreich erst seit kurzem. Seit Anfang März gibt es einen sogenannten Diagnosecode für den „Post-Covid-19-Zustand“. Wie es aus der ÖGK selbst heißt, ist dies aber vielen Ärzten noch nicht bewusst und aufgrund der unterschiedlichen Verläufe uns Symptome ist eine Diagnose äußerst schwierig zu stellen. Aus diesem Grund wird von der ÖGK nun eine Informationsinitiative gestartet. Außerdem ist auch geplant, Anlaufstellen für Long-Covid-Patientinnen einzurichten.