An sich gibt es für viele Impfungen - wie auch für überstandene Infektionen - den Nachweis, dass von jungen Müttern gebildete Antikörper in die Muttermilch übergehen. Das macht das Stillen so wertvoll für Neugeborene. Für SARS-CoV-2 bzw. Covid-19-Impfungen gab es dazu bisher kaum Daten.

Israelische Wissenschafter um Sivan Haia Perl vom Pneumologie-Institut des Shamir Medical Center in Zerifin nützten die international sehr früh begonnene Impfkampagne in dem Land mit dem Pfizer-BionTech-Impfstoff aus, veröffentlicht wurde die Studie im Journal der American Medical Association (JAMA). "Mit 20. Dezember begann Israel ein nationales Impfprogramm gegen Covid-19. Eine der dabei priorisierten Personengruppen waren Mitarbeiter des Gesundheitswesens, viele von ihnen auch stillende Mütter. Obwohl die klinischen Studien (zu der mRNA-Vakzine; Anm.) diese Personengruppe nicht umfassten und dazu auch keine sicherheitsrelevanten Daten publiziert worden waren, wurde stillenden Müttern, die zu Risikogruppen gehörten, zur Impfung geraten. Auch die (US-)Zentren für Krankheitskontrolle und Prävention (CDC) haben empfohlen, stillende Angehörige von Personengruppen, die speziell immunisiert werden sollten, zu impfen", schrieben die Fachleute jetzt.

Dementsprechend erhielten in Israel junge Mütter, die im Gesundheitswesen tätig waren und stillten, die zwei Teilimpfungen im Abstand von 21 Tagen - genauso wie andere Personen auch.

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Interessante Ergebnisse, aber kleine Studie

Muttermilchproben wurden vorher, nach der ersten und nach der zweiten Teilimpfung genommen und analysiert. Das mittlere Alter der Frauen betrug 34 Jahre, sie hatten im statistischen Schnitt 2,36 Kinder. Zum Zeitpunkt der Verabreichung der ersten Vakzine-Dosis waren die Kinder rund zehn Wochen alt. Nach der ersten Teilimpfung berichteten 56 Prozent der Mütter von Impfreaktionen, nach der zweiten Teilimpfung 62 Prozent. Zum überwiegenden Teil handelte es sich um die typischen Schmerzen an der Impfstelle, Müdigkeit oder vorübergehendes Fieber.

Der Effekt der Covid-19-Impfung zeigte sich schnell. "Der mittlere Wert der Anti-SARS-CoV-2-spezifischen Immunglobulin A-Antikörper in der Muttermilch stieg schnell an und zeigte sich bereits zwei Wochen nach der ersten Vakzine-Dosis signifikant erhöht. Da waren 61,8 Prozent der Proben positiv. Das stieg bis zur vierten Woche (eine Woche nach der zweiten Dosis) auf 86,1 Prozent an", stellten die Wissenschafter fest. Nach sechs Wochen waren immerhin noch knapp zwei Drittel der Muttermilch-Proben IgA-positiv. Immunglobulin A-Antikörper sind die schnellste Reaktion des Immunsystems auf eine Infektion bzw. Impfung. Diese Antikörper verschwinden aber wieder.

Schützender Effekt "möglich"

Ganz ähnlich war das bei den längerfristig schützenden Immunglobulin G-Antikörpern (IgG), die man ja eigentlich mit einer Schutzimpfung - zusammen mit der Bildung von spezifischen Abwehrzellen - hervorrufen will. "Die Konzentration von Anti-SARS-CoV-2-spezifischen IgG-Antikörpern blieb in den ersten drei Wochen niedrig - allerdings mit einem Anstieg in der Woche vier. Da waren dann 91,7 Prozent der Muttermilch-Proben positiv, nach fünf bis sechs Wochen fielen 97 Prozent der Untersuchungen positiv aus", schrieben Sivan Haia Perl und die Co-Autoren. Das wichtigste Ergebnis: "Antikörper, die man in der Muttermilch dieser Frauen fand, zeigten starke Virus-neutralisierende Wirkung. Das deutet auf einen möglichen schützenden Effekt gegen eine Infektion von gestillten Babys hin."

Vier der Säuglinge bekamen sieben bis 20 Tage nach einer Impfung der Mutter vorübergehend Fieber. Das stand offenbar in Verbindung mit Infektionen der oberen Atemwege oder mit Darminfektionen. Eines der Babys wurde vorübergehend ins Krankenhaus aufgenommen und mit Antibiotika behandelt. Antibiotika helfen bei Virusinfektionen nicht. Es muss sich also um eine nicht-virale Infektion gehandelt haben.

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