Zum heutigen Weltgesundheitstag stellt sich die Frage: Wie geht es den Österreichern aktuell? Im Schnitt sucht der Österreicher 3,4 Mal im Jahr seinen Hausarzt auf. 2,5 Mal geht er zu einem Facharzt und ein Mal in eine Spitalsambulanz – das ergab jetzt eine Umfrage von Allianz Österreich. Aber vor allem die mentale Belastung, die viele Österreicher infolge der Krise verspüren, sticht bei sämtlichen Erhebungen hervor. Diese geht aber nicht nur auf die Sorgen betreffend die eigene Gesundheit zurück.
Auch die Arbeitssituation vieler hat sich im letzten Jahr stark verändert und beeinflusst das Wohlbefinden. Bei jenen, bei denen Home-Office seit Monaten an der Tagesordnung steht, sind Beruf und Freizeit nur noch schwer zu trennen. Damit gehen viele neue Problemfelder einher. Eines wurde nun aus einer Umfrage des Jobportals karriere.at ersichtlich: Die ständige Erreichbarkeit gegenüber Chefs und Kollegen nimmt stark zu.
Immer erreichbar
Nur rund ein Viertel der Befragten gab an, nur während der geregelten Arbeitszeiten erreichbar zu sein. Hingegen sind 37 Prozent der Umfrageteilnehmer rund um die Uhr für Arbeitskollegen und Chefs verfügbar. 22 Prozent seien dann über die Dienstzeit hinaus erreichbar, wenn viel zu tun ist. Und 17 Prozent gaben an, zwar fast immer verfügbar zu sein, sich allerdings an freien Tagen ganz auszuklinken.
Aber muss ich wirklich Freitag nach Dienstschluss noch zur Verfügung stehen? Für 64 Prozent der befragten Arbeitnehmer in Österreich ist nicht einmal klar, wann sie für die Arbeit erreichbar sein müssen – dafür gibt es nämlich keinerlei Vereinbarung mit ihren Vorgesetzten. Bei nur 14 Prozent liegt dazu eine schriftliche Vereinbarung vor. Karriere.at sieht vor allem Geschäftsführer in der Verantwortung, die Grundregeln des Zusammenarbeitens klar zu definieren und aufzuklären, dass beispielsweise auf eine Anfrage freitagabends, eine Antwort montags ausreichend ist.
Ist ständige Erreichbarkeit gefordert, leidet auch das Lebenswertgefühl der Arbeitnehmer: "Gesundheit ist mehr als das Fehlen einer akuten Erkrankung. Lebensfreude, Stressminimierung und positive Zukunftsperspektiven forcieren das mentale ebenso wie das physische Wohlbefinden – ganz besonders in schwierigen Zeiten, wie wir sie gerade erleben", betont Christoph Marek, Vorstand bei der Allianz Österreich.
Die Zahlen untermauern diese Einschätzung: 82 Prozent der Menschen, die von einem hohen Lebenswertgefühl berichten, empfinden auch ihren Gesundheitszustand als gut. Und bei sieben von zehn Personen, die ihren Lebenswert als niedrig einstufen, verschlechterte sich in den letzten Jahren auch der Gesundheitszustand.
Auch das Europäische Parlament forderte dieses Jahr ein Grundrecht für Arbeitnehmer, das regelt, nicht rund um die Uhr erreichbar sein zu müssen. Denn zahlreiche Studien zeigen, dass ständige Verfügbarkeit negative Folgen wie Angstzustände, Depression und Burnout hervorrufen kann. Die Wahrscheinlichkeit psychisch krank zu werden, steigt demnach, wenn die Grenzen zwischen Freizeit und Arbeitszeit zunehmend verschwimmen. Und: Die Gesundheit der Mitarbeiter – körperlich wie auch psychisch – beeinflusst maßgeblich den Erfolg des Unternehmens.
Aber was kann man selbst tun, um nach Dienstschluss besser abschalten zu können? Wichtiger Punkt hierbei ist die Smartphonenutzung. Denn vor allem über dieses technische Gerät trudeln rund um die Uhr E-Mails und Anrufe ein. Dafür gibt es laut Persönlichkeits- und Hypnosecoach Christina Feier ganz pragmatische Lösungen. Ein Schritt kann beispielsweise sein, Push-Nachrichten am Handy zu deaktivieren. "Damit können Sie erreichen, dass Sie selbstbestimmt dann die Nachrichten checken, wenn Sie tatsächlich Zeit und Energie dafür haben." Außerdem sei es wichtig, sich Smartphone-freie Zeiten zu gönnen und dadurch neue Gewohnheiten zu etablieren. Das kann zum Beispiel die individuelle Morgen- oder Abendroutine oder auch das gemeinsame Essen mit der Familie sein.
"Ein weiterer Tipp, ist das Smartphone zu 'verstecken', dass man sich quasi selbst austrickst", so die Expertin. Dabei soll es natürlich nicht darum gehen, das Handy nicht mehr wiederzufinden, sondern es bewusst aus dem Blickfeld zu bringen und zwischendurch in einem anderen Zimmer zu deponieren. "Ich vergleiche das immer gern mit dem Beispiel Schokolade. Wenn man gern Schokolade isst und die auf dem Tisch liegt, ist es ungemein schwerer, sich zurückzuhalten."
Aber wie realistisch sind digitale Auszeiten im Job-Alltag? Da kann man ja schließlich nicht einfach nicht erreichbar sein. Der Rat der Expertin: "Man sollte sich zunächst einmal anschauen: Zu welchen Zeiten kann ich mir herausnehmen, nicht erreichbar zu sein? Das sind oft mehr Zeiten, als wir glauben. "Muss man aus beruflichen Gründen tatsächlich untertags über einen bestimmten Zeitraum telefonisch erreichbar sein, bestehe dennoch die Möglichkeit, zumindest die Benachrichtigungen für E-Mails auszuschalten. "Das heißt, die Leute können mich telefonisch erreichen, aber ich kann trotzdem selbst entscheiden, wann ich meine Mails öffne." Sicherheitshalber könne man die Kollegen zudem bitten, in dringenden Fällen zum Hörer zu greifen.