Florian Krammer war am Dienstagabend eine beruhigende Stimme in der hitzigen Diskussion um die Covid-Schutzimpfung von AstraZeneca. Zu Gast in der "Zeit im Bild 2" sagte der steirische Impfstoffforscher, man müsse auf den Bericht der EMA warten, der am Donnerstag veröffentlicht werden soll. In Deutschland wurde ja die Impfkampagne gestoppt, weil acht Fälle von seltenen Hirnvenenthrombosen aufgetreten waren.
"Wenn man sich die Daten aus den Phase-3-Studien oder die Daten aus Großbritannien ansieht, gibt es da eigentlich kein Signal dazu", sagte Krammer zu einem Zusammenhang zwischen Impfung und Erkrankung. "Man muss sich anschauen, ob es einen Zusammenhang gibt oder nicht. Das ist sehr wichtig, dass man sich das anschaut."
Der österreichische Weg
Den österreichischen Weg, also die Impfung nicht auszusetzen, sieht Krammer, der an der Icahn School of Medicine am Mount-Sinai-Hospital in New York forscht, als gut an. "Ich glaube, der österreichische Weg ist da ganz gut." Das österreichische Impfgremium (NIG) hat diesen Weg am Dienstagabend übrigens ein weiteres Mal bestätigt. "Da für den Impfstoff von AstraZeneca eine europäische Zulassung vorliegt, fasst die EMA alle Informationen und Daten zu vermuteten Nebenwirkungen zusammen und analysiert diese", betonte das NIG. Und weiter: "Ein positives Nutzen-Risiko-Verhältnis besteht unverändert."
Denn ein Aussetzen der Impfkampagne berge auch ein Risiko, meinte Krammer im ZIB2-Interview: "Aufhören zu impfen birgt auch ein Risiko für die Leute, die dann eben nicht geimpft werden. Im Grunde ist das Risiko für den Einzelnen, auch wenn es zu einer gehäuften Anzahl an Fällen kommt, recht gering." Er erinnerte auch daran, dass es in Deutschland um acht Fälle von bei 1,7 Mio. geimpften Personen gehe.
Zwischenfälle nicht ungewöhnlich
Krammer bestätigte auch, dass es nicht ungewöhnlich sei, dass es zu Zwischenfällen komme, wenn die Impfkampagne anlaufe und große Mengen an Menschen geimpft würden. Er erklärte es anhand der Phase-3-Studie von AstraZeneca, die 24.000 Menschen umfasst, 12.000 davon wurden geimpft. "Wenn etwas so selten auftritt, findet man das in Phase 3 nicht – bei keinem Impfstoff. Deswegen ist es auch so wichtig, dass man auch nach der Autorisierung eines Impfstoffs noch Untersuchungen anstellt", so Krammer.
Grundsätzlich sei er, aufgrund der aktuellen Datenlage, von dem Impfstoff von AstraZeneca überzeugt. "AstraZeneca funktioniert in der Bevölkerung gleich gut wie Biontech/Pfizer."