Menschen, die auf Daten starren. Nach einem Jahr Pandemie ist der tägliche Blick auf die Neuinfektionszahlen ähnlich routiniert, wie jener auf den täglichen Wetterbericht. Doch die Zahlen und Daten alleine, reichen nicht aus, um ein fundiertes Bild der epidemischen Lage im Land zu zeichnen. Das sagte Simulationsexperte Niki Popper von der TU Wien am Dienstag im Ö1-Morgenjournal. "Das Starren auf Infektionszahlen bringt nichts."
Nun gehe es vor allem darum, Schlüsse aus den Daten zu ziehen und diesen Schlüssen, klare Entscheidungen folgen zu lassen. "Wir müssen die Zusammenhänge verstehen, wir müssen uns überlegen, was bedeuten diese Zahlen und Daten und wir müssen beginnen, diese Zusammenhänge darzustellen." Vor allem im Hinblick auf die Öffnung der Gastronomie meinte er: "Wir können Fakten nicht negieren, das Virus lässt nicht mit sich verhandeln. Es ist hier, die Intensivstationen sind voll. Die Vernunft muss regieren, wir können nicht sagen, wir sperren jetzt auf, weil wir keinen Bock mehr haben."
Zusammenhänge erkennen, klare Entscheidungen treffen
Viel mehr müsse man Lösungen für ein sicheres Aufsperren finden. Eine Möglichkeit sei, die richtigen Menschen zu impfen. "Die Menschen, die zwischen 60 und 80 sind und nicht die Jungen. Das sind diese Aspekte, die wir uns jetzt anschauen müssen."
Eine klare, einheitliche Aussage solle auch in der Diskussion, rund um die Verwendung des AstraZeneca-Impfstoffes, fallen: "Es wäre wichtig, dass hier nicht nur national, sondern auch EU-weit ganz klare Aussagen getroffen werden. Wir sehen bei solchen Interventionen, dass hier oft überreagiert wird."
Die aktuelle Situation
Aktuelle liegt die Siebentagesinzidenz bei 210, der Reproduktionswert deutlich über eins. Popper sieht für die kommenden Wochen zwei Szenarien:
- Das Wachstum ist aktuell zwar stetig, aber nicht so schnell wie im Herbst. Man könne versuchen, dieses moderate Wachstum im Griff zu behalten. Dazu müsse aber die Bundesregierung klar kommunizieren, wie hoch die Auslastung der Intensivstationen sein dürfe. Zusätzlich sei es essenziell zu "screenen, testen und zu isolieren".
- Strategie Nummer zwei schildert Popper wie folgt: "Wir sagen, ok, die Zahlen sind zu hoch und wir müssen uns überlegen, wie wir sie vor April noch einmal absenken können." Was übersetzt wohl einen weiteren Lockdown bedeuten würde.
Darüber hinaus mache es Sinn, so Popper, regionale Unterscheidungen vorzunehmen. "Das ist ein Schritt, den wir in manchen Gebieten erfolgreich gegangen sind. In manchen Gebieten waren wir schlicht zu langsam. Hier müssen wir schneller werden. Weil sich die lokalen Ereignisse sonst rasch ausbreiten."