Dänemark hat die Impfkampagne mit dem Impfstoff von AstraZeneca am Donnerstag ausgesetzt. Demnach seien bei mehreren geimpften Personen Komplikationen durch Blutgerinnsel aufgetreten, teilte die Gesundheitsbehörde des Landes mit. Die Anwendungssperre sei auf 14 Tage befristet, es handelt sich laut Angaben der dänischen Gesundheitsverwaltung um eine "precautionary measure", also eine Vorsichtsmaßnahme.

Wenige Stunden später wurde bekannt, dass auch Norwegen einen ähnlichen Schritt setzt. Hier wird die Vorgehensweise ebenso als Vorsichtsmaßnahme bezeichnet. Bislang wurden in Norwegen 122.000 Menschen mit dem AstraZeneca-Vakzin geimpft. Sie werden von der zuständigen norwegischen Behörde gebeten, sich nicht unnötig Sorgen zu machen. Wenn sich ein Zusammenhang zwischen Impfstoff und Blutgerinnsel herausstelle, würde dies eine äußerst seltene Nebenwirkung darstellen, hieß es in einer Behördenmitteilung. Auch Italien hat nach Zwischenfällen eine Charge zurückgezogen. 

In Dänemark hat es, wie in Österreich, einen Todesfall in einem zeitlichen Zusammenhang zur Impfung mit dem britisch-schwedischen Impfstoff gegeben. Auch vonseiten der dänischen Behörden hieß es: Man könne zu diesem Zeitpunkt noch nicht feststellen, ob ein Zusammenhang zwischen dem Vakzin und den Blutgerinnseln bestehe. Deutschland setzt wie Österreich die Impfungen mit Astrazeneca nicht aus. Bisher gebe es keine Hinweise, dass der Todesfall in Dänemark mit dem Covid-19-Impfstoff von Astrazeneca in kausaler Verbindung stehe, teilte das Paul-Ehrlich-Instuitut am Donnerstagabend in Langen mit.

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Wie geht es in Österreich weiter?

Österreich setzt weiterhin auf den AstraZeneca-Impfstoff, dafür sprachen sich am Donnerstagnachmittag das Nationale Impfgremium, Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG), Gesundheitsministerium und die Bundesländer "klar" aus, hieß es nach einem Videocall der betreffenden Experten. "Der Nutzen der zugelassenen und verfügbaren Corona-Schutzimpfungen ist eindeutig belegt. Das Weiterführen der Impf-Aktion ist wichtig und rettet täglich Menschenleben", teilte das Gesundheitsministerium nach der Videokonferenz mit.

Und weiter: "Jeder zugelassene Covid-19-Impfstoff ist höchst wirksam und gut geeignet, um schwere Krankheitsverläufe und Todesfälle zu verhindern. So auch der Impfstoff von AstraZeneca. Es gibt keinen Hinweis, dass nach einer Corona-Schutzimpfung mehr venöse thromboembolische Ereignisse auftreten als bei ungeimpften Personen."

Für die Umsetzung des heimischen Impfplans wäre ein Ausfall des AstraZeneca-Vakzins ein Rückschlag. Insgesamt wurden 5,9 Millionen Dosen geordert. Auch der am Donnerstag zugelassene Impfstoff von Johnson&Johnson könnte die Lücke nicht schließen, mit einer ersten Lieferung wird frühestens Mitte April gerechnet.

Thrombotische Vorfälle

Auch die EMA teilt die Meinung der österreichischen Experten. Laut einer Meldung der EMA von Donnerstagnachmittag gebe es keine Hinweise, dass die Impfung für die Fälle von Gerinnungsstörungen bzw. Blutgerinnseln verantwortlich sei. Die Anzahl der thrombotischen Vorfälle unter den geimpften Personen sei nicht höher als in der Bevölkerung allgemein, wurde betont. Bis 10. März seien 30 solcher Fälle unter den fast fünf Millionen Menschen berichtet worden, die im Europäischen Wirtschaftsraum mit dem Impfstoff von AstraZeneca geimpft worden waren.

Insgesamt wurde AstraZeneca weltweit mehr als 15 Millionen Mal verimpft, ein Großteil dieser Dosen wurden in Großbritannien eingesetzt, das den Impfstoff schon Ende Dezember zugelassen hat (9,7 Millionen Dosen bis Ende Februar).  

Die Sicherheit der Patienten habe oberste Priorität und jeder Verdachtsfall von bisher unbekannten schweren Nebenwirkungen werde untersucht, sagte AstraZeneca Österreich auf Anfrage. Das Unternehmen erinnerte, "dass weltweit bis heute zig Millionen Menschen mit dem AstraZeneca-Impfstoff geimpft wurden, davon drei Millionen in Europa".

Zwischenfälle in Österreich

Ausgegangen war die neuerliche Diskussion rund um das Vakzin auch auf Basis dreier Zwischenfälle in Österreich. In den vergangenen Tagen waren ein Todesfall und zwei Krankheitsfälle mit einem zeitlichen Zusammenhang mit der ersten AZ-Teilimpfung bekannt geworden - die Kleine Zeitung berichtete. Eine 49-jährige Krankenschwester des Landesklinikums Zwettl war in Folge schwerer Gerinnungsstörungen gestorben, eine 35-jährige Kollegin entwickelte eine Lungenembolie, befand sich zuletzt jedoch auf dem Weg der Besserung.

Bei diesen beiden Fällen in Niederösterreich hatten die betroffenen Frauen zuvor Impfungen aus derselben Charge erhalten. Auch wenn zunächst kein kausaler Zusammenhang ausgemacht worden war, wurde vom BASG die betreffende Charge aus dem Verkehr gezogen und eine Untersuchung des Todesfalls veranlasst. 

Auch eine steirische Krankenschwester musste im LKH Graz aufgrund einer Lungenembolie behandelt werden. Lungenembolien würden nicht zu den bekannten Nebenwirkungen zählen und seien in den Zulassungsstudien nicht nachgewiesen worden, sagten steirische Experten. Im Fall des Vakzins von AstraZeneca nahmen an diesen Zulassungsstudien mehr als 50.000 Menschen teil.

Ermittlungen in Italien nach Tod von drei Militärs

Die italienische Arzneibehörde AIFA hat am Donnerstag eine Charge des Astrazeneca-Impfstoffes gestoppt, nachdem drei Militärs auf Sizilien nach der Impfung gestorben sind. Dies berichtete AIFA-Generaldirektor Nicola Magrini am Donnerstagabend. Die Behörde sei von der Staatsanwaltschaft der sizilianischen Stadt Syrakus über die Todesfälle informiert worden.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt, ob es eine Beziehung zwischen der Impfung und den Todesfällen bestehe. Der Verdacht lautet auf Fahrlässigkeit. AIFA hatte am Mittwoch in einem Bericht von 40 Todesfällen nach Impfungen berichtet, die derzeit italienweit geprüft werden.

Der italienische Gesundheitsminister Roberto Speranza betonte, die Regierung achte auf die Sicherheit der Impfstoffe. "Sie sind der wichtigste Schlüssel im Kampf gegen die Pandemie", schrieb der Minister auf Facebook. Der italienische Premierminister Mario Draghi telefonierte am Donnerstag mit EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen, um über die Entwicklungen in Sachen AZ-Vakzinen zu diskutieren.

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