Die Coronavirus-Pandemie ist auch an der Niere nicht spurlos vorübergegangen. Und zwar in dem Sinne, dass "wir das Gefühl hatten, dass es manche Erkrankungen einfach nicht mehr gibt", sagt Alexander Rosenkranz, Vorstand der Universitätsklinik für Innere Medizin und Leiter der Klinischen Abteilung für Nephrologie. Vor allem während der ersten beiden Lockdowns haben viele Patientinnen und Patienten Ambulanzen gemieden. "Respekt vor einer Ansteckung sowie vor den Zugangsmaßnahmen haben in diesem Zusammenhang wohl eine Rolle gespielt."
Risikofaktoren
Auch dass eine Nierenerkrankung lang ohne schwerwiegende Einschränkungen bzw. Schmerzen auszuhalten ist, dürfte eine Rolle gespielt haben. "Es gibt keine Symptome, es gibt aber Menschen, die ein erhöhtes Risiko haben, Nierenerkrankungen zu entwickeln." Nehmen wir also den Tag der Niere (11. März) als Anlass, die Aufmerksamkeit für genau diese Risikofaktoren zu schärfen. Denn chronische Erkrankungen der Nieren sind derzeit die sechsthäufigste Todesursache. In Österreich haben etwa zehn Prozent der Bevölkerung eine eingeschränkte Nierenfunktion, Tendenz steigend. Ab dem 40. Lebensjahr nimmt die Nierenfunktion kontinuierlich um ein bis zwei Prozent im Jahr ab. Somit hat die Hälfte aller über 70-Jährigen eine eingeschränkte Nierenfunktion, was aber nicht bedeutet, dass sie damit auch krank wären, sondern nur regelmäßig kontrollieren sollten, falls sie keinen der Risikofaktoren haben.
Zu den Risikofaktoren zählen Menschen mit hohem Blutdruck oder Menschen, die schon einmal einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erlitten hatten, Diabetiker aber auch adipöse Menschen. Gerade weil, abgesehen von Autoimmun-Erkrankungen, Nierenleiden durch frühzeitige Intervention hinausgezögert werden können, ist Prävention essenziell um die Lebensqualität so lange wie möglich auf einem hohen Niveau zu halten. Die Funktion der Niere kann mithilfe der Dialyse ersetzt werden, doch das Leben mit Dialyse schränkt bei Arbeit, Reisen und Freizeitgestaltung massiv ein. Auch Nebenwirkungen sind bekannt: Müdigkeit, Schmerzen, Depressionen, kognitive Beeinträchtigungen, Verdauungsstörungen und Schlafprobleme.
Um die Niere fit und gesund zu halten, gibt es acht "goldene" Regeln. Diese lauten wie folgt:
- Körperlich fit und aktiv bleiben.
- Regelmäßig den Blutzucker kontrollieren.
- Blutdruck messen.
- Gesund essen und Gewicht unter Kontrolle halten.
- Gesunde Trinkmengen.
- Nicht Rauchen.
- Vorsicht bei regelmäßiger Medikamenteneinnahme.
- Überprüfen der Nierenfunktion
Neues aus der Forschung
Neben der Dialyse gibt es natürliche weitere Behandlungsmethoden. So hat sich während der letzten Monate gezeigt, dass sogenannte SGLT-2-Inhibitoren, in Zusammenhang mit Nierenerkrankungensehr wirksam sind. Diese Wirkstoffe verhindern die Rückaufnahme von Zucker in den Nieren, und reduzieren gleichzeitig die Häufigkeit von Herzinfarkt, Schlaganfall, Todesfällen und verringert das Fortschreiten des Nierenfunktionsverlustes. "Für die Nephrologie ist dieser Wirkstoff wirklich ein Meilenstein", sagt Rosenkranz.