Liefert AstraZeneca? Und wenn ja, wie viele Dosen werden geliefert? Dies sind nur zwei Fragen, die während der letzten Tage für Aufregung und Diskussionen sorgten. Nicht zuletzt, mit der Hoffnung auf Impfungen für die breite Masse der Bevölkerung startete Österreich in das Jahr 2021. Doch Liefergenpässe nicht nur bei AstraZeneca, sondern auch bei jenen Vakzinen von Biontech/Pfizer sowie Moderna, ließen die Hoffnungen wieder etwas schwinden.
Erleichterungen sollen weitere Impfstoffe bringen, in der vergangenen Woche hat etwa das Unternehmen Johnson&Johnson bei der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) seinen Impfstoff zur Zulassung eingereicht. Wie sieht es sonst in Sachen Impfstoffentwicklung aus? Welche neuen Präparate stehen impftechnisch quasi ante portas? Das haben wir mit Markus Zeitlinger besprochen. „Weltweit sind aktuell 63 Impfstoffe in klinischer Entwicklung“, sagt der Vorstand der Universitätsklinik für klinische Pharmakologie der MedUni Wien, der auch für die EMA tätig ist. „Von jenen Impfstoffen, die noch nicht zugelassen sind, gibt es drei, die so ein bisschen anklopfen: Curevac, Novavax und Sputnik.“
Johnson&Johnson: Nur einmal impfen
Johnson&Johnson ist – wie gesagt – schon im Zulassungsverfahren. Vor allem in einem Detail unterscheidet sich der Vektorimpfstoff von den bisher zugelassenen: Es wird nur mit einer Dosis verimpft. Der Vorteil ist hier die Logistik, auch weil der Impfstoff bei Kühlschranktemperatur gelagert werden kann. Den Nachteil erklärt Zeitlinger wie folgt: „Durch die Zweimal-Gabe erklärt man dem Körper, das ist eine Dauerbedrohung und du brauchst eine stärkere Antwort dafür. Aus diesem Grund bekommt man eine höhere Immunantwort, wenn ich in zwei Schritten impfe.“
Die Wirksamkeit könnte etwas schwächer zu sein, als jene der bislang zugelassenen mRNA-Impfstoffe. Neueste Daten zufolge, die von der FDA am Mittwoch veröffentlicht wurden, verhindere das Mittel in einer großen klinischen Studie in den USA schwere Erkrankungen zu 85,9 Prozent, allerdings wurden noch keine Daten zu leichten Verläufen publiziert. Bei Studien in Südafrika und Brasilien lag die Wirksamkeit gegen schwere Verläufe bei 81,7 beziehungsweise 87,6 Prozent. Damit scheint der Impfstoff allerdings auch gut gegen die südafrikanische und die brasilianische Virus-Variante zu wirken. Die österreichische Regierung hat von diesem Impfstoff 2,5 Millionen Dosen geordert.
Curevac: mRNA-Impfstoff für den Kühlschrank
Einen weiteren mRNA-Impfstoff schickt Curevac ins Rennen. Kürzlich ist das deutsche Unternehmen eine Kooperation mit dem Pharma-Riesen Bayer eingegangen. „Ein besonderes Detail ist bei diesem Impfstoff, dass es ein mRNA-basiertes Vakzin ist, das auch im Kühlschrank gelagert werden kann“, sagt Zeitlinger. Auch dieser Impfstoff muss zweimal verimpft werden, im Abstand von vier Wochen. Seit Mitte Dezember laufen Phase-III-Studien, seit Mitte Februar ist auch ein Rolling Review bei der EMA im Gange, was aber noch nicht einem vollständigen Zulassungsverfahren entspricht. „Daten sollten wir Anfang März erhalten“, sagt Zeitlinger.
Anteil an diesem Impfstoff hat auch ein österreichischen Unternehmen. Wie auch für den Impfstoff von Biontech liefert Polymun aus Klosterneuburg die Formulierung, also die Verpackung der Impfbotschaft an Curevac.
Novavax: Spannender Impfstoff
Als einen „spannenden Impfstoff“ bezeichnet Zeitlinger jenen von Novavax. Dieser ist ein Totimpfstoff, der mithilfe des Spikeproteins des Coronavirus die Bildung von Antikörpern hervorruft. „Das Rolling Review läuft seit zwei Wochen, die Daten sind vorhanden. Ich denke, dass wir im März bei diesem Impfstoff ein Zulassungsverfahren sehen werden“, sagt Zeitlinger. Der US-Hersteller haben schon ein „solides Datenpaket“ aus drei Studien vorgelegt, auch wurden genügend ältere Personen über 65 Prozent eingeschlossen. So zeigt etwa die Studie in Großbritannien eine Wirksamkeit über 90 Prozent. Bei der UK-Variante des Coronavirus dürfte die Wirksamkeit etwas verringert sein und bei 85 Prozent liegen.
Sputnik V: Das russische Vakzin
Schließlich wäre dann noch Sputnik V, das russische Vakzin. Nach der Veröffentlichung im Fachmagazin Lancet war die Aufregung groß, denn eine Wirksamkeit von 90 Prozent ist ein sehr guter Wert für diesen Vektorimpfstoff. Doch dieser Wert bzw. die Daten, die zu diesem führen, müssen mit Zuge eines EMA-Zulassungsverfahren überprüft werden. Dieses Verfahren läuft laut EMA seit 4. März.
In Entwicklung ist also eine Vielzahl unterschiedlicher Impfstoffe: mRNA-, Vektor-, Totimpfstoff. Wie wichtig ist aber die Art des Impfstoffes für Patienten? Markus Zeitlinger hat dazu eine klare Meinung: „Es kann mir eigentlich egal sein. Keiner dieser Impfstoffe kann sich selbst replizieren, also eine Infektion hervorrufen.“