Gerade vor dem Hintergrund der Rückkehr an die Schule nach den Semesterferien wurde die Verschiebung der dritten Runde der sogenannten Gurgelstudie kritisiert. Es sei völlig unsinnig, die Schulen zu öffnen, aber auf diese Daten zu verzichten, sagte Epidemiologe Gerald Gartlehner Anfang Februar.
Doch kommenden Montag wird die SARS-CoV-2-Monitoringstudie, wie sie im vollen Namen heißt, an Schulen in ganz Österreich wieder aufgenommen. Das bestätigte der Initiator der Untersuchung, Michael Wagner, der APA. Neben der Covid-19-Prävalenz an Schulen will man auch erheben, in welchem Ausmaß die "Nasenbohrer"-Tests Infizierte übersehen und wie die neuen Virenvarianten dort verteilt sind.
Durchgeführt wird die Studie von den Medizinischen Universitäten Graz und Innsbruck, der Universität Linz sowie der Universität Wien im Auftrag des Bildungsministeriums. Eigentlich hätte dieser dritte Durchgang mit dem Beginn des Präsenzunterrichts umgesetzt werden sollen, doch das Ministerium drückte die Stopptaste. Begründung: Die notwendigen Umstellungen an den Schulen bzw. die drohende Überforderung der Schulen.
Vergleich mit Nasenbohrer-Tests
Sehr interessant werde der Vergleich mit den ein bis zwei Mal pro Woche von Schülern durchgeführten "Nasenbohrer"-Antigentests: Würden diese theoretisch alle aktuell Infizierten erfassen, müssten in der Gurgelstudie, bei der die Proben mit der sehr zuverlässigen PCR-Methode ausgewertet werden, nahezu keine neuen Fälle auftauchen. "Wir können ja mit unserer Testung nie zeitlich lange entfernt von einem negativen Antigentests sein", betonte Wagner: "Wir sehen also dann, wer übersehen wird, und trotzdem noch infiziert in der Schule sitzt und wir erhalten über die sogenannten Ct-Werte der PCR-Analyse auch Anhaltspunkte wie infektiös diese Personen sind." Dass diese einfach durchzuführenden Antigentests an Schulen jetzt eingesetzt werden, bewertet der Wissenschafter von der Uni Wien positiv, man könne nun aber drängende Fragen zu den Stärken und Schwächen der Tests klären.
Auch Virusvarianten werden analysiert
In Zusammenarbeit mit dem Team um Andreas Bergthaler am Forschungszentrum für Molekulare Medizin (CeMM) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) wird erstmals im Rahmen der Studie das gesamte Virusgenom von jeder positiven Probe komplett sequenziert. Damit sehe man tatsächlich, welche Varianten regional an den Schulen kursieren. Denke man etwa an Tirol, könne man abschätzen, ob die "Südafrika"-Variante auch unter Lehrern und Schülern verbreitet ist. Gewisse Rückschlüsse erlaubt die Untersuchung auch dahin gehend, wie die Schutzmaßnahmen "Schichtbetrieb", "Masken" und "Tests" in Kombination im Vergleich zu den Erhebungen im Herbst wirken, betonte Wagner.
Wie Corona bei Kindern verläuft
Eine weitere Studie widmet sich dem Covid-Verlauf bei Kindern. Denn auch nach einem Jahr Pandemie ist die Rolle von Kindern und Jugendlichen bei der Ausbreitung unklar, wird aber umso heftiger diskutiert. Durchgeführt wird die repräsentative Studie von der Medizin-Universität Graz, der AGES und der Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ), sie soll ein "umfassenderes und realistischeres Bild" liefern, so ÖGKJ-Studienkoordinator Volker Strenger. Dafür sollen in den nächsten Wochen 5.000 Kinder online zu ihrer Covid-19-Infektion befragt werden.
Für bisherige Studien seien meist Kinder und Jugendliche untersucht worden, die wegen der Schwere ihrer Erkrankung hospitalisiert werden mussten. Die Mehrheit der Kinder zeige aber keine oder nur milde Symptome und komme daher nie ins Krankenhaus. Für die neue Studie sei nun ganz bewusst auch diese Gruppe zur Teilnahme eingeladen worden.
Covid-Symptome bei Kindern
Anders als Erwachsene zeigten Kinder bei Covid-19 neben typischen Symptomen wie Husten, Fieber und Kurzatmigkeit auch untypische wie Bauchschmerzen und Durchfall, während Störungen des Geschmacks- und Geruchssinns oder langanhaltende Symptome ("Long Covid") bisher kaum beschrieben seien. Allerdings komme es in äußerst seltenen Fällen nach einer Sars-CoV-2-Infektion bei Kindern zu einer überschießenden Immunreaktion. Meist erkranken diese jedoch nur sehr mild oder zeigen gar keine Symptome. Unter den Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie, wie etwa Schulschließungen, würden sie allerdings umso mehr leiden.