Wenn nach wochenlangem Spitalsaufenthalt endlich Besserung eintritt, ist das für viele Covid-Patienten und ihre Angehörigen ein Grund, aufzuatmen. Doch für immer mehr Menschen wird aus dem Aufatmen wieder Atemnot. Eine steigende Zahl von Patienten meldet sich mit Long-Covid-Symptomen. Das bemerkt auch Primar Karl Horvath vom Klinikum Bad Gleichenberg: „Ein Drittel unserer Betten ist mit Long-Covid-Patienten belegt. Und die Tendenz ist steigend.“
Die Beschwerden sind sehr unterschiedlich: „Menschen, die einen milden Verlauf hatten, haben meist mit großer Erschöpfung zu kämpfen – oft über viele Monate hinweg. Patienten, häufig solche, die schwere Verläufe hatten, brauchen oft sogar Hilfe bei der Körperpflege“, sagt Horvath. Die Betroffenen haben meist auch Lungenprobleme – diese reichen bis zu Atemnot beim Sprechen kurzer Sätze.
„Patienten, die lange beatmet werden mussten, haben häufig eine Muskelschwäche im Zwerchfell – denn die Maschinen haben ihren Muskeln die Arbeit lange abgenommen“, sagt Lungenfacharzt Peter Nagy. Bei vielen Patienten sei aufgrund einer Lungenentzündung im Rahmen der Infektion auch der Übertritt des Sauerstoffs von der Lunge ins Blut behindert.
Wann diese Beschwerden auftreten, sei sehr unterschiedlich, „aber bei Betroffenen kommt es auch vor, dass es zuvor schon eine eindeutige Besserung gab“, sagt Horvath. Warum es zu Rückschritten kommt, ist noch nicht geklärt: „Aber wir kennen dieses Phänomen schon von anderen Sars-Erkrankungen oder etwa auch der Vogelgrippe.“
Neben den körperlichen Beschwerden weisen viele Patienten auch psychische Probleme auf: Gedächtnisstörungen, Schlafprobleme sowie Angst und Depression seien häufig. Um gegen die andauernden Beschwerden vorzugehen, helfe es nicht, nur einzelne Aspekte zu behandeln. „Die Therapie muss an all diesen Stellen angreifen, um langfristig eine Besserung zu erzielen.“