Am Wiener AKH formierte sich ebenso Widerstand wie in der steirischen Ärzteschaft oder den Kärntner Blaulichtorganisationen: Man wolle nicht mit dem Covid-19-Impfstoff von AstraZeneca geimpft werden. Die Begründungen: schlechtere Wirksamkeit bei der südafrikanischen Virusmutante und ein langes Intervall von 12 Wochen zwischen erster und zweiter Teilimpfung. Doch hat der Impfstoff seinen schlechten Ruf verdient? Das sagen Impfexperten dazu.

Zur schlechteren Wirksamkeit gegen die Virus-Mutante müsse man wissen: „Klinische Daten haben wir nur von AstraZeneca – die anderen Hersteller haben die Wirksamkeit bisher nur im Labor untersucht, da sie keine Studien in Ländern gemacht haben, wo diese Mutanten grassieren“, sagt Markus Zeitlinger (Med Uni Wien). Im Labor habe sich für die mRNA-Vakzine eine geringere, aber noch immer ausreichende Wirksamkeit gezeigt. 

Die Daten, die aktuell zu AstraZeneca im Einsatz gegen die südafrikanische Variante publiziert wurden, zeigen: Der Impfstoff zeigte keinen Schutz gegen milde bis moderate Covid-19-Erkrankungen. Wie gut der Impfstoff vor schweren Erkrankungen durch die Südafrika-Mutante schützt, sei unbekannt.

„Auch wenn die Effizienz gegen leichte und mittelschwere Infektionen reduziert ist, bleibt der Schutz gegen schwere Verläufe vermutlich aufrecht“, sagt Florian Krammer, Impfstoffforscher am New Yorker Mount Sinai Hospital. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt nach wie vor die AstraZeneca-Impfung gegen diese Virusvariante.

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Impfschutz nach drei Wochen

Die Sorge, drei Monate zwischen erster und zweiter Impfstoff-Dosis ohne Schutz zu sein, könne durch Daten entkräftet werden: „Der Impfschutz baut sich bereits nach drei Wochen voll auf“, sagt Zeitlinger – diese Daten wurden in einer Studie im Fachmagazin „The Lancet“ veröffentlicht. Der längere Abstand verbessere die langfristige Schutzwirkung der Impfung.

Schließlich verliert AstraZeneca im Vergleich der Wirksamkeitsdaten: Etwa 70 Prozent stehen rund 95 Prozent Wirksamkeit der beiden mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna gegenüber. Aber: „Alle drei Impfstoffe können zu annähernd 100 Prozent schwere Covid-Erkrankungen verhindern“, sagt Zeitlinger – das sei das wichtigste Ziel in der Pandemie, damit Patienten nicht ins Krankenhaus müssen. Die Prozentsätze beziehen sich darauf, wie effektiv leichte Verläufe verhindert wurden. Außerdem können die Daten auch nicht eins zu eins verglichen werden, da die Impfstoffe in unterschiedlichen Studiendesigns getestet wurden.

Die Skepsis gegenüber der AstraZeneca-Impfung sei eine „emotionale Reaktion, aber nicht auf Basis der Sachlage“, sagt Vakzinologin Ursula Wiedermann-Schmidt (Med Uni Wien). Zeitlinger kann die Ablehnung einerseits verstehen, weil in der Kommunikation zum Impfstoff „ziemlich alles schiefgelaufen“ sei. Aber: „Wenn ich die Wahl habe zwischen keiner Impfung und dem Impfstoff von AstraZeneca, würde ich immer die Impfung wählen.“

"Auf etwas 'Besseres' warten macht keinen Sinn. Wenn man kann, soll man sich mit den vorhandenen Impfstoffen impfen lassen", sagt auch der in New York tätige Impfstoffforscher Krammer. Mit Blick auf Österreich fügt er an: "Alle drei in Österreich verwendeten Impfstoffe schützen gegen den Großteil der zirkulierenden Viren sehr gut."

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