Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) und Infektiologe Robert Krause stellten sich im Kleine-Zeitung-Studio den Fragen unserer Leserinnen und Leser. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten zusammengefasst:
Ist AstraZeneca ein Impfstoff zweiter Klasse?
ROBERT KRAUSE: Aus meiner Sicht ist es nicht so. Die Prozentsätze, die verglichen werden, sind in einzelnen Studien festgestellt worden. Diese kann man nicht hernehmen um auf deren Grundlage die Impfstoffe untereinander vergleichen – weil Studien nicht vergleichbar sind. Es wurden unterschiedliche Parameter herangenommen. Es kommen laufend neue Daten dazu. Die letzten Daten zu AstraZeneca haben wir vom 1.2.2021 – da konnte man ablesen, dass dieser Impfstoff eine Schutzwirkung von 82 Prozent aufweist, wenn zwischen erster und zweiter Impfung zwölf Wochen Abstand liegen.
Was bedeuten die neuen Mutationen für die Impfstoffe?
ROBERT KRAUSE: Bei den britischen Mutationen ist es so, dass hierfür die Impfstoffe genauso wirksam sind. Bei der südafrikanischen Mutation ist das noch nicht klar.
Was genau bedeutet eigentlich „infektiöser“?
ROBERT KRAUSE: Diese Form kann sich besser an den Rezeptoren anhaften. Das Hängenbleiben wird erleichtern und damit braucht es eine geringere Dosis an Viren, um Infektion auszulösen.
Schützt die Impfung nur vor einem schweren Verlauf?
ROBERT KRAUSE: Alle derzeit vorhandenen Impfstoffe schützen zu hundert Prozent vor einem schweren Verlauf. Die milden Erkrankungen verhindern die Impfungen zu jenem Ausmaß, das in den Studien in Prozentzahlen angegeben wurde. So kann es sein, dass ich geimpft bin und dennoch einen milden Krankheitsverlauf habe.
Wie ist der russische Impfstoff Sputnik medizinisch zu bewerten?
ROBERT KRAUSE: Die Publikation zu diesem Impfstoff ist sehr gut. Daraus ergibt sich ein Schutz von 90 Prozent – eine sehr hohe Wirksamkeit also. Darum sollten dieser Impfstoff und seine Anwendung auch diskutiert werden. Es gibt auch abgesehen von Russland schon Länder, die damit impfen.
Was passiert, wenn man symptomlos an Corona erkrankt ist und geimpft wird?
ROBERT KRAUSE: Studien haben gezeigt: Bei solchen Personen ist durch die Impfung kein Nachteil aufgetreten. Die Impfung trotzdem sichern.
Die Impfstrategie der Steiermark
Was ist mit schwangeren Frauen?
JULIANE BOGNER-STRAUß: Diese werden nicht geimpft, enge Kontaktpersonen kommen aber in Phase 2 dran.
Wie kann ich abklären, ob ich Allergien auf Impfstoffe habe?
ROBERT KRAUSE: Der Hausarzt weiß am besten, welche Allergien man hat. Er kann im Rahmen eines Aufklärungsgesprächs eine Impfstoffempfehlung aussprechen. Gibt es eine nachgewiesene Allergie auf den Impfstoff selbst oder auf einzelne Trägerstoffe des Impfstoffs, kann man nicht mit diesem geimpft werden. Generell gibt es aber nur wenig Gründe, nicht geimpft zu werden.
AstraZeneca wird nur für Menschen unter 65 Jahren empfohlen. Was bedeutet das in der Praxis?
ROBERT KRAUSE: Zugelassen wurde der Impfstoff in der EU für alle ab 18 und ohne oberes Alterslimit. Das Nationale Impfgremium hat bei 64 Jahren die Grenze gezogen, weil für Menschen über 65 noch nicht in ausreichend Daten zur Wirksamkeit vorliegen. Sicher ist diese Impfung aber für alle Altersgruppen.
Werden bei uns Menschen über 65 mit AstraZeneca geimpft?
JULIANE BOGNER-STRAUß: Nein, sie bekommen Pfizer/Biontech und Moderna.
Warum soll man sich für die Impfung registrieren, wenn es ohnehin noch keine Termine gibt?
JULIANE BOGNER-STRAUß: Damit das Land besser planen kann. Sobald die Impfstoffe verfügbar sind, kommt eine Verständigung per SMS oder Mail, dass man sich für einen Termin anmelden kann. Personen über 80 Jahre erhalten ihren Termin mit der schriftlichen Benachrichtigung.
Wann werden über 80-Jährige geimpft?
JULIANE BOGNER-STRAUß: Nach derzeitigem Stand ab Anfang März. Es wurden bereits rund 10.000 Personen dieser Altersgruppe in den Heimen geimpft. Die Reihung erfolgt nach dem Alter und der Verfügbarkeit der Impfstoffe.
Muss sich das Personal in Schulen und Kindergärten auch über die Impfplattform anmelden?
JULIANE BOGNER-STRAUß: Es gibt vier Berufsgruppen, die aus einem eigenen Kontingent des Bundes in Phase 2 geimpft werden: Lehrer, Justizwache, Bundesheer und Polizei. Sinnvoll ist eine Online-Anmeldung dann, wenn man einer Risikogruppe angehört.
Die Feuerwehr und Apotheken gehören nicht zu dieser Gruppe, wie regelt das die Steiermark?
JULIANE BOGNER-STRAUß: Wir folgen strikt den Vorgaben des Nationalen Impfgremiums, daher ist keine Vorreihung einzelner Gruppen vorgesehen.
Können Impfstoffe rasch an neue Mutationen angepasst werden?
ROBERT KRAUSE: Alle Impfstoffhersteller haben gesagt, dass die Modifikation relativ rasch passieren kann. Was wir allerdings noch nicht wissen ist, wie schnell solche neuen Impfstoffe zugelassen werden. Darum ist es nicht gut abschätzbar, wann diese Impfstoffe kommen. Laborversuche wird es auf jeden Fall geben müssen, damit die modifizierten Impfstoffe zugelassen werden können.
Wenn ich zunächst beide Teilimpfungen mit AstraZeneca bekomme, kann ich später mit einem mRNA-Impfstoff geimpft werden?
ROBERT KRAUSE: Wir wissen noch nicht, wie lange die Immunantwort nach der Impfung anhält. Es könnte sein, dass man jährlich nachimpfen muss. Aus meiner Sicht spricht nichts dagegen später mit einem anderen Impfstoff zu impfen.
Ist AstraZeneca ein Lebendimpfstoff? Und können Menschen die immunsupprimierenden Medikamente einnehmen mit AstraZeneca geimpft werden?
ROBERT KRAUSE: Bei AstraZeneca handelt es sich nicht um einen Lebendimpfstoff. Das Virus kann sich im Körper nicht vermehren. Die Impfstoffe sind auch für Menschen, die solche Medikamente einnehmen sicher. Und eine Impfung ist sogar zu empfehlen, weil häufig die Gefahr eines schweren Verlaufs besteht. Was noch unklar ist, ist die Rate der Wirksamkeit bei diesen Patienten.