Manchen kommen die Tränen, sie müssen niesen oder haben noch Stunden später das Gefühl, dass ein Fremdkörper in der Nase steckt – andere verziehen beim Nasenrachenabstrich, der ja das Standardverfahren für Antigen-Schnelltests ist, keine Miene. Woran liegt das? Und wie gut sind die nun verfügbaren „Nasenbohrer-Tests“ im Vergleich? Das haben wir Experten für Hals-Nasenohrenkunde und Labordiagnostik gefragt.

Eine Erklärung für die unterschiedlichen Reaktionen auf den Corona-Abstrich aus der Nase ist die individuelle Empfindlichkeit, wie auch HNO-Facharzt Wolfgang Luxenberger sagt: „Manche Menschen sind in der Nase empfindlicher, reagieren sofort mit Tränen und Niesreiz.“ Aber auch die anatomischen Verhältnisse in der Nase seien nicht bei jedem Menschen gleich – und könnten den Weg durch die Nase bis nach hinten zum Nasenrachen problematisch gestalten.

„Im Gegensatz zum Abstrich aus dem Mund, wo man den Zielort im Rachen meist auf den ersten Blick erkennen kann, kann der Weg durch die Nase sehr eng sein“, sagt auch Peter Tomazic, HNO-Experte an der Med Uni Graz. So sei die Nasenscheidewand eine neuralgische Stelle: Sie könne gekrümmt sein, Ausbuchtungen haben – stößt das Abnahmestäbchen hier an, könne das unangenehm bis schmerzhaft sein. Auch die sogenannten Nasenmuscheln, die die Nase in drei Nasengänge unterteilen, können den Weg verengen: Sind diese angeschwollen oder vorgewölbt, erklärt Tomazic, kann es schmerzhaft sein, wenn das Stäbchen daran vorbeischrammt.

Daraus leiten die Experten einige Tipps für die Test-Abnahme ab:

  1. Vor der Testabnahme sollte man selbst überprüfen: Durch welches Nasenloch bekomme ich besser Luft? Durch dieses sollte dann die Testabnahme erfolgen. Dazu die Nasenlöcher abwechselnd zuhalten und durchatmen.
  2. Vor der Test-Abnahme sollte man auch die Frage stellen, ob der zu Testende Operationen in der Nase oder Unfälle hatte – „dadurch kann es unmöglich sein, über die Nase den Nasenrachen zu erreichen“, sagt Luxenberger. Der Abstrich über den Mund sei dann die Alternative.
  3. Auch sollte vor dem Test gefragt werden: Besteht eine Neigung zum Nasenbluten? Laut Tomazic leiden manche Menschen an einer Gefäßvermehrung an der Nasenscheidewand – sie haben auch ohne Abstrich häufig sehr heftiges Nasenbluten. Um Nasenbluten zu vermeiden, sollte daher vor dem Test die Frage stehen: Gibt es Grunderkrankungen, die mit der Nase zusammenhängen?
  4. Die richtige Testabnahme ist ebenso entscheidend: HNO-Experten haben schon mehrfach darauf hingewiesen, dass der Kopf beim Nasenrachenabstrich nicht in den Nacken gelegt werden soll. Auch soll das Stäbchen nicht nach oben, sondern gerade entlang des Nasenbodens nach hinten geschoben werden – eine Anleitung mit Video finden Sie hier.

Ist der Abstrich über die Nase nun unangenehm, hat man aber sonst im Alltag keine Einschränkungen, besteht auch kein Grund zur Sorge. „Manche Nasen sind eben sehr eng, das muss im normalen Leben keine negativen Auswirkungen haben“, sagt Tomazic.

Höchste Treffsicherheit über die Nase

Ob unangenehm oder nicht: Der Abstrich über den Nasenrachen ist die Testvariante mit der höchsten Treffsicherheit, unterstreicht Tomazic: „Im Nasenrachen hat man die größte Viruslast, auch größer als im Mundrachen.“ Der Nasenrachenabstrich ist also für die Aussagekraft des Tests die beste Variante und sollte, wenn möglich bevorzugt werden.

Was ist nun aber mit den neuen Tests, die umgangssprachlich „Nasenbohrer-Test“ genannt werden und die Probenabnahme nur noch aus dem vorderen Nasenbereich erfolgt? Über diese Tests, die korrekt Anterio-Nasal-Tests heißen, sagt Klaus Vander, Labormediziner und Krankenhaushygieniker am LKH-Uniklinikum Graz: „Die Treffsicherheit dieser Tests ist laut den Herstellerangaben etwas schlechter als jene, die über den Nasenrachen abgenommen werden. Dazu kommt: In den Untersuchungen zur Zulassung wurden die Tests ausschließlich bei Menschen erprobt, die Covid-Symptome hatten. Zur Treffsicherheit bei asymptomatisch Infizierten liegen uns also keine Daten vor.“ Da mittels der Screeningtests aber auch jene „stillen Spreader“ des Virus gefunden werden sollen, stellt das eine mögliche Schwäche dar.

Nur eine Übergangslösung

Für Vander summieren sich die Fehleranfälligkeiten bei dieser Art von Test: „Die Probe wird von vorne in der Nase genommen, wo die Viruslast generell geringer ist. Die Probe wird von Laien abgenommen und generell haben Antigen-Schnelltests eine höhere Ungenauigkeit als der Gold-Standard PCR-Test.“ Für ihn als Labormediziner sei diese Nivellierung nach unten bei den Tests zwar „zum Weinen“ – gleichzeitig sieht er aber doch eine Berechtigung für diese einfachen Teststrategien: „Für die Übergangsphase, bis wir eine hohe Durchimpfungsrate in den Risikogruppen haben, ist jede Methode zur Eindämmung der Virusausbreitung besser als nichts.“ Und jene Infizierten, die eine besonders hohe Virusausscheidung haben und deshalb „Superspreader“ sind, werde man wohl auch mit diesen Tests finden.