Viele Fragen zum Thema Impfung gegen Covid-19 haben die Redaktion der Kleinen Zeitung erreicht, eine wiederkehrende: Ich habe oder hatte eine Krebserkrankung – kann ich mich gegen Covid-19 impfen lassen? Das sagt der Experte Philipp Jost, Leiter der klinischen Abteilung für Onkologie an der Med Uni Graz.
„Grundsätzlich sind Impfungen für Krebspatienten genauso sinnvoll und nebenwirkungsarm wie für alle anderen“, sagt Jost. Aber: Die Krebserkrankung selbst oder die notwendige Therapie können das Immunsystem schwächen – und damit die Wirksamkeit der Impfung reduzieren. „Haben Patienten eine Krebserkrankung des blutbildenden Systems wie Leukämie oder ein Lymphom, kann die Impfung nicht so gut schützen wie bei anderen Menschen“, sagt Jost – Nebenwirkungen der Impfung sind dadurch aber nicht zu befürchten.
„Für Patienten vor, während oder nach einer Chemotherapie gibt es auch keine Hinweise, dass verstärkte Impf-Nebenwirkungen auftreten“, sagt Jost. Herwig Kollaritsch, Mitglied des nationalen Impfgremiums unterstreicht, dass eine solche Impfentscheidung gemeinsam mit dem behandelnden Arzt besprochen werden sollte. Generell gelte aber: „Je stärker das Immunsystem durch eine Therapie unterdrückt wird, desto fraglicher ist die Wirksamkeit der Impfung.“ Im Zentrum sollte die Frage stehen: Profitiert der Patient von der Impfung? Generell muss auch gesagt werden, dass in die Zulassungsstudien nur sehr wenige Patienten mit einer Krebserkrankung eingeschlossen waren.
Abstand zur Therapie einhalten
Die österreichische Krebshilfe hat eine Empfehlung zur Covid-19-Impfung herausgegeben: Auch dort wird betont, dass die Impfentscheidung gemeinsam mit dem Arzt getroffen werden soll. Besonders empfohlen wird die Covid-19-Impfung Patienten mit Krebserkrankungen im blutbildenden System (wie Leukämie, Lymphom, multiples Myelom). Auch Patienten mit fortgeschrittenen Tumoren (aktiv Erkrankte ebenso wie jene, deren Erkrankungsbeginn weniger als fünf Jahre zurückliegt) wird die Impfung besonders empfohlen – ebenso wie Patienten mit aktueller systemischer Therapie.
Da bisherige Studien schon gezeigt haben, dass die Impfung bei Patienten während einer Chemo- oder Kortisontherapie schlechter wirken kann, empfiehlt die Krebshilfe einen Mindestabstand von zwei Wochen zwischen Therapie und Covid-19-Impfung – so soll eine bessere Schutzwirkung erzielt werden.
„Krebspatienten sollten generell keine Angst vor Impfungen haben“, sagt Onkologe Jost: Gerade Krebspatienten hätten ein hohes Risiko für einen schweren Verlauf einer Covid-19-Erkrankung, die Impfung biete daher einen wichtigen Schutz.