Wenn es im gesamten Körper kribbelt, ist es schon zu spät: Ein epileptischer Anfall bahnt sich an. Nervenzellen im Gehirn fangen abrupt an, sich synchron und exzessiv zu entladen.
Den Zeitpunkt des nächsten Anfalls zu bestimmen, versuchen Forschende seit den 1970er-Jahren - bisher erfolglos. Einem schweizerisch-amerikanischen Forschungsteam ist es nun gelungen, epileptische Anfälle mehrere Tage im Voraus vorherzusagen. Die Studienergebnisse erschienen im Fachmagazin "Lancet Neurology".
Neurowissenschaftler der Universität Genf und des Universitätsspitals Bern zeichneten in Zusammenarbeit mit amerikanischen Kollegen die neuronalen Aktivitäten mit im Gehirn von Epilepsie-Patienten implantierten Geräten bis zu mehrere Jahre lang auf. So identifizierte es einzelne Zyklen epileptischer Aktivität, die Aufschluss über die Wahrscheinlichkeit des Auftretens eines Anfalls geben.
Anschließend verwendeten sie mathematische Modelle, die es ihnen erlaubten, Anfälle bei einigen Patienten mehrere Tage im Voraus vorherzusagen. Gemäß der Studie waren die Prognosen bei zwei Drittel der Patienten aussagekräftig, bei denen Daten von mindestens sechs Monaten vorlagen.
Derzeitige Therapien sind für viele Epilepsie-Patienten schwer verträglich und ein Viertel spricht gar nicht auf die Medikamente an. Deshalb wollen die Forschenden nun ein minimalinvasives Instrument entwickeln, um ihre Prognosen in weiteren Studien zu reproduzieren. Ziel ist es, die Patienten zu unterstützen, besser mit der chronischen Krankheit zu leben.