Diese Folge des Podcasts „Corona Update“ steht unter dem Motto: Sie fragen, wir suchen die Antworten. Wir haben Kleine-Zeitung-Leser dazu aufgerufen, uns ihre Fragen zum Impfstoff gegen Covid-19 zu schicken – zahlreiche Mails sind bei uns eingegangen. All jene Fragen, die sich auf medizinische Themen beziehen, wollen wir heute in Form dieses Podcasts beantworten. Dazu haben wir einen Top-Experten als Gesprächspartner bei uns: Markus Zeitlinger ist Vorstand der Universitätsklinik für Klinische Pharmakologie an der Med Uni Wien und damit Experte für Impfstoffe einerseits, aber auch für klinische Studien andererseits.
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Zunächst geht es um die Frage: Wie konnte der Entwicklungsprozess eines Impfstoffs so sehr verkürzt werden, dass drei Impfstoffe nun innerhalb weniger Monate kurz vor der Zulassung stehen? „Es gab schon einen riesigen Startvorteil, da man bereits Anfang Jänner die Virussequenz hatte und daher wusste, gegen welche Ziele am Virus sich der Impfstoff richten muss“, sagt Zeitlinger.
Weiter beschleunigt wurde der Prozess dadurch, dass die Studienphasen ineinander verschachtelt wurden, wie der Experte erklärt: „Normalerweise mache ich die ersten Studien an Menschen mit verschiedenen Produkten, schaue mir dann an, welches ist das Beste, und picke mir das heraus. Dann beginne ich die nächste Studie zu planen“, sagt Zeitlinger – so vergehen Monate, bis der nächste Studienschritt überhaupt startet. In der Corona-Pandemie allerdings wurden diese nächsten Studienphasen schon geplant, während die vorhergehende Studie noch am Laufen war. „Hätte der Impfstoff nicht funktioniert, hätten die Firmen einfach Pech gehabt – dieses Risiko ist man eingegangen“, sagt Zeitlinger.
Vom Kochbuch und Rezepten
Viele Leser fragten nach möglichen Nebenwirkungen, vor allem die Frage, ob moderne Impfstoffe in unseren genetischen Bauplan eingreifen, besorgt Leser. Dabei geht es um die sogenannten Messenger-RNA-Impfstoffe, wobei nur der Bauplan für einen Bestandteil des Virus geimpft wird und die Körperzellen dieses Virusmerkmal herstellen und damit das Immunsystem trainieren. Zeitlinger beruhigt: „Diese Impfstoffe können nicht in unsere DNA eingreifen.“
Zeitlinger erklärt das mit einem Vergleich: Die DNA ist wie ein Kochbuch voll mit Rezepten, um bestimmte Eiweißstoffe herzustellen. Das Rezept wird mittels der Messenger-RNA zu den Zellfabriken transportiert und dort hergestellt. Über den Impfstoff wird ein solches Rezept in den Körper gebracht und in den Zellfabriken produziert. „Das Rezept wird danach einfach verworfen, vom Körper abgebaut. Das Rezept kann sich nicht in das gebundene Buch unserer DNA eingliedern, das ist molekularbiologisch unmöglich“, sagt Zeitlinger.
Warum Menschen, die bereits eine Covid-Erkrankung durchgemacht haben, vorerst keine Impfung brauchen und dass es noch zu wenige Daten dazu gibt, wie die Impfstoffe bei älteren und immungeschwächten Menschen wirken, das erklärt Markus Zeitlinger im Gespräch mit Redakteurin Sonja Krause.