Ab einem Alter von 45 Jahren sollte sie bei Männern jährlich auf dem Programm stehen: Die Vorsorgeuntersuchung zur Früherkennung von Prostatakrebs. Das Prostatakarzinom gilt hierzulande immerhin als häufigste Tumorerkrankung unter Männern. Rund 1.200 Betroffene sterben jährlich daran. Dabei gilt: Je früher eine Erkrankung erkannt wird, desto besser stehen die Heilungschancen. Vor der Untersuchung schrecken Männer dennoch immer wieder zurück: Denn das Thema wird selten offen thematisiert, sodass allerlei Mythen zur Prostata-Untersuchung kursieren. Karl Pummer, Vorstand der LKH-Uniklinik für Urologie in Graz, hat sie für uns unter die Lupe genommen.

Mythos 1: Wenn man keine Beschwerden hat, braucht man auch keine Vorsorgeuntersuchung.

„Das ist Unsinn“, sagt der Experte. Prostatakrebs verursache besonders im frühen Stadium, wenn er noch heilbar ist, keinerlei Beschwerden. Betroffene bemerken entsprechend zunächst nichts davon. Umso wichtiger ist es, regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen durchführen zu lassen.

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Mythos 2: Die Vorsorgeuntersuchung beim Urologen, zu der unter anderem die Tastuntersuchung der Prostata gehört, ist unangenehm und schmerzhaft.

Mythos 3: Bei der Prostata handelt es sich um eine erogene Zone, deswegen kann es bei der Tastuntersuchung zur Erektion oder zum Samenerguss kommen.

In seiner über vierzigjährigen Berufstätigkeit sei das noch keinem seiner Patienten passiert, so Pummer, auch gehört habe er von diesem Mythos noch nie. Viel eher geht der Urologe davon aus, dass es durch den leichten Druck beim Abtasten zu einem Gefühl von Harndrang kommen kann.

Mythos 4: Man kann die Prostata auch selbst abtasten.

Mythos 5: Prostatabeschwerden treffen nur alte Männer.

Das stimmt nicht. Prostatabeschwerden treten auch bei jüngeren Männern auf. Dazu gehören beispielsweise Prostataentzündungen, (gutartige) Prostatavergrößerungen oder Prostatakrebs. Dass es zu einer (gutartigen) Prostatavergrößerung bei jüngeren Männern kommt, sei zwar selten, aber komme vereinzelt vor. In der Regel tritt sie erst ab dem 50. Lebensjahr in nennenswerter Fallzahl auf. Die Karzinom-Vorsorge soll hingegen bereits ab dem 45. Lebensjahr beginnen, weil ab diesem Zeitpunkt die Erkrankungsrate zu steigen beginnt. Karl Pummer fügt hinzu: „Wenn jemand in der Familie schon Prostatakrebs hat(te), also Großvater, Vater, Onkel, Bruder – dann sollte die Vorsorgeuntersuchung aufgrund des erhöhten Risikos bereits ab dem 40. Lebensjahr stattfinden.“

Mythos 6: An Prostatakrebs stirbt man nicht.

Karl Pummer, Vorstand der LKH-Uniklinik für Urologie in Graz.
Karl Pummer, Vorstand der LKH-Uniklinik für Urologie in Graz. © KK

„Man kann an Prostatakrebs sterben, natürlich“, entgegnet der Urologe. Die Überlebensrate sei heute allerdings eine andere als zu Beginn seiner Berufstätigkeit vor vierzig Jahren. So betrage die 10 Jahres-Überlebenrate mittlerweile fast 100 Prozent, während sie Anfang der 80er-Jahre bei nur 45 bis 50 Prozent gelegen habe: „Als ich mit der Urologie angefangen hab, war Prostatakrebs gleich Prostatakrebs. Das ist mehr oder weniger alles gleich behandelt worden.“ Heute betrachte man das sehr viel differenzierter nach unterschiedlichen Risikogruppen und behandele entsprechend. Dennoch: „Wenn mit 55 oder 60 Prostatakrebs diagnostiziert wird und man gleich mit der Behandlung beginnt, dann ist eine hundertprozentige 10 Jahres-Überlebensrate zwar gut, aber angesichts der heute hohen Lebenserwartung sind wir damit noch weit vom Vorsorgeziel entfernt.“

Mythos 7: Männer sind Vorsorgemuffel, die sich kaum um ihre Gesundheit kümmern.

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Der Experte räumt ein, dass das schon viel besser geworden sei. Zu Beginn seiner Tätigkeit in der Urologie habe es noch keine Möglichkeit gegeben, Früherkennung zu betreiben: „Mehr als die Hälfte der Patienten war bei Diagnosestellung bereits voll metastasiert und ist dann im Schnitt nach zwei, drei Jahren gestorben.“ Das sei heute nur noch selten der Fall.