Noch immer sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen die häufigste Todesursache in Österreich: Herzinfarkt und Schlaganfall sind die Endpunkte einer fatalen Entwicklung im Körper, die lange Zeit im Verborgenen und für den Betroffenen oft nicht spürbar abläuft. Die Wurzel allen Übels ist dabei in unseren Gefäßen zu suchen: Hier nehmen krankhafte Veränderungsprozesse, die Atherosklerose ihren Ausgang – bedingt durch zwei zentrale Risikofaktoren: Bluthochdruck und erhöhte Blutfette.

„Die Atherosklerose ist der Hauptgrund für fatale Herz-Kreislauf-Ereignisse“, bestätigt Kardiologin Sabine Perl. Atherosklerose ist das, was man landläufig als Gefäßverkalkung kennt. Es beginnt mit minimalen Schäden an der Gefäßwand – oft begünstigt durch zu viel Druck auf den Gefäßen, also durch Bluthochdruck. Außerdem lagern sich Blutfette ein, Risse in der Gefäßwand entstehen. „Der Körper erkennt diesen Schaden als Fremdkörper und möchte die Problemstelle abkitten“, erklärt Perl – dadurch kommt es zur Verkalkung: Es entsteht eine Narbe im Blutgefäß.

Gefäßverschluss und Herzinfarkt

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Zum Ernstfall kommt es, wenn diese Plaque aufbricht. „Dann kommt es zum Gefäßverschluss und ein Herzinfarkt ist die Folge“, sagt Perl. Die Risikokonstellation für eine solche krankhafte Entwicklung beruht auf mehreren Faktoren: Da sind zunächst die Gene. „Hatte der Vater bereits mit 50 Jahren einen Herzinfarkt, so hat man von Beginn an schlechtere Karten“, sagt Perl. Doch viele andere Risikofaktoren treiben den Prozess voran: Da sind Lebensstilfaktoren wie die Ernährung oder Rauchen, aber auch zusätzliche Erkrankungen. „Blut­hochdruck, Diabetes und erhöhte Blutfette sind die wichtigsten Gefahren für die Gefäßgesundheit“, sagt Perl – und daher sei es so wichtig, diese Werte  über die Vorsorgeuntersuchung im Blick zu haben.

Sabine Perl, Kardiologin
Sabine Perl, Kardiologin © Furgler

Wie sieht nun die Therapie aus? „Solange ich noch keine oder geringe Veränderungen an den Gefäßen habe, kann ich entgegenwirken, indem ich meinen Lebensstil verändere: mit mehr Bewegung, salz- und fettarmer Ernährung, sofortigem Rauchstopp sowie mit Senkung der Cholesterinwerte“, sagt Perl. Gerade bei jüngeren Patienten können Lebensstilveränderungen viel bewirken (siehe oben).

Nicht jeder braucht Statine

Stoßen Lebensstilmaßnahmen an ihre Grenzen, kommen Medikamente zum Einsatz. „Liegen hohe Cholesterinwerte in der Familie, ist meist eine Statintherapie notwendig“, sagt Perl und fügt an, dass sich Patienten vor diesen Medikamenten nicht fürchten müssen. Auch brauche nicht jeder Statine: Es komme auf drei Faktoren an: das Lebensalter, die Höhe der Cholesterinwerte, das Vorliegen einer Atherosklerose. „Wenn man jung ist, sehr hohe Cholesterinwerte hat und schon Veränderungen an den Gefäßen, muss das therapiert werden, damit langfristig Schaden vermindert werden kann“, sagt Perl. „Hatte ein Patient bereits einen Herzinfarkt und nimmt trotzdem seine Medikamente nicht ein, kommt es unweigerlich zu einem weiteren Infarkt“, sagt Perl.

Auch für den Bluthochdruck gilt: Man merkt ihn oft so lange nicht, bis es zu spät ist. Regelmäßiges Blutdruckmessen sei unerlässlich: „Ab 18 sollte jeder zumindest einmal pro Jahr seinen Blutdruck messen“, erklärt Perl – wer schon mit 30 Jahren Bluthochdruck hat, hat ein Risiko von 63 Prozent, eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu bekommen. Je früher der hohe Blutdruck auftritt, desto mehr Schäden an den Gefäßen entstehen. Der Blutdruck sollte immer in Ruhe gemessen werden,  dabei zwei bis drei Mal mit Abstand von einer Minute messen. Bei der Messung zu Hause sollte der Blutdruck unter 135 zu 85 mmHg liegen.

Potenzprobleme als Warnsignal

Auch wenn die krankhaften Prozesse in den Gefäßen oft ohne Beschwerden ablaufen, gibt es frühe Warnsymptome: Eine Abnahme der Leistungs­fähigkeit oder Potenzprobleme sind oft erste Anzeichen. „Tritt Atemnot bei Belastung auf oder kommt es zu Schmerzen oder Enge in der Brust, muss man das ernst nehmen“, sagt Perl. In diesem Fall sollte man dringend einen Facharzt (Internist, Kardiologe) aufsuchen.

Atherosklerose kann sich nicht nur an den Gefäßen in der Brust bemerkbar machen – sie kann auch in den Beinen oder im Gehirn auftreten. Bei einer Verengung der Beinarterien kommt es zur Schaufensterkrankheit. „Betroffene schaffen nur noch kurze Wegstrecken und müssen dann stehen bleiben, damit sich der Muskel mit neuem Blut und Sauerstoff füllen kann“, erklärt Perl. 

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