Jeder vierte Österreicher ist tätowiert. Sei es ein grafisches Muster, die Namen der Liebsten oder eines Idols – Tattoos sind in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Nun schlägt eine Neuigkeit vor allem in der Tattoo-Szene hohe Wellen. Ab heuer dürfen in der Tattoo-Branche wichtige Farben nicht mehr vorhanden sein. Grund dafür ist eine Verordnung der EU, gewisse Inhaltsstoffe zu reglementieren, da sie nicht der EU-Chemikalienverordnung "REACH" entsprechen.
Insgesamt seien laut European Chemicals Agency (ECHA) etwa 4000 chemische Substanzen betroffen, deren Verwendung ab 4. Jänner 2022 eingeschränkt wird. Davon gibt es für die Pigmente "Blau 15:3" und "Grün7", die in zwei Dritteln aller Tätowierfarben enthalten sind, derzeit keine "adäquate" Alternative. Deswegen erhielten diese Farben einen längeren Übergangszeitraum bis 4. Jänner 2023.
Das Ziel sei laut der EU-Kommission nicht, Tätowierungen grundsätzlich zu verbieten. Die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) betont laut Deutscher Presse-Agentur, es gehe darum, "Tätowierfarben und Permanent-Make-up sicherer zu machen".
Harter Schlag für Tätowierer
„Das wird zu einer massiven Verschlechterung der wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit europäischer Tätowierer und Pigmentierer gegenüber Anbietern außerhalb der EU führen und die Existenz dieser Berufszweige stark gefährden“, stellt Bundesinnungsmeisterin Dagmar Zeibig die Brisanz dieser Novelle dar.
Doch wie gefährlich sind Tätowierungen wirklich? Martin Inzinger, Facharzt in der Abteilung für Dermatologie und Venerologie am Klinikum Klagenfurt am Wörthersee: „Tätowierungen sind zwar an sich nicht gefährlich, es besteht aber schon Infektionsgefahr, weil es doch kleine Wunden sind, die der Haut zugefügt werden.“ Schließlich werden die Motive mittels Nadeln in eine tiefere Hautschicht, die sogenannte Lederhaut, eingearbeitet.
Entfernung – teuer, schmerzhaft, langwierig
Daisy Kopera vom Ästhetikzentrum an der Universitätsklinik für Dermatologie am LKH Graz kommt zum Einsatz, wenn man sich das mit der lebenslangen Kunst wieder überlegt hat. Im Schnitt kommen drei Patienten in der Woche ins Laserzentrum, die sich dafür entschieden haben, ihrem Tattoo – Totenköpfe, Telefonnummern, Initialen – endgültig Lebewohl zu sagen.
Eine heikle Angelegenheit, denn nicht jedes Tattoo lässt sich entfernen. "Am besten und narbenlos lassen sich schwarze Tattoos entfernen, farbige reagieren auf das ,Rubinlaserlicht' nicht optimal", so die Expertin. Bei der Entfernung wird mithilfe eines Lasers die betreffende Hautstelle je nach Größe des Motivs in mehreren Sitzungen behandelt und die Farbpartikel der Tätowierung in der Lederhaut zum Explodieren gebracht. Im Schnitt dauert eine Tattoo-Entfernung zwei Jahre, da man 15 bis 20 Sitzungen mit je vier bis sechs Wochen Abstand einplanen muss. Die Kosten richten sich nach der Größe des Tattoos. "Den Schmerz des Laserns vergleichen einige Patienten mit dem Schmerz des Tätowierens selbst. Andere sagen, es würde sich anfühlen, als ob immer wieder ein Gummiband auf die Haut schnalzen würde."
Nach der Behandlung mit dem Laser bilden sich weiße Stellen auf der Haut, die wenig später verschwinden. Die Patienten haben weder eine offene Wunde, noch sind sie in anderer Hinsicht beeinträchtigt. Man sollte also genau überlegen, ob man den lebenslangen Körperschmuck wirklich haben möchte: Schon Ötzi hatte Tattoos - und sie sind heute noch zu sehen.