Mit sich selbst ins Reine zu kommen, bedeutet heute oft mehr, als kurz innezuhalten. Wer Ballast abwerfen will, möchte unnötiges Zeug loswerden. Und das ist gar nicht so schwer, denn es ist angeblich überall – vor allem in unserem Körper.

Jeden Tag würden wir über Nahrung und Umwelt schädliche Stoffe aufnehmen, die giftige Rückstände bilden, heißt es – sogenannte Schlacken. So viele seien es, dass sie unsere Organe überfordern und die Zellen verstopfen. Die Folgen: Müdigkeit, Gewichtszunahme, schlechte Haut, gestörte Verdauung.

Deshalb müsse man den Körper regelmäßig entgiften, also detoxen. Das ist die Theorie. In Wirklichkeit ist Schlacke das, was in der Metallindustrie nach einem Verbrennungsvorgang übrig bleibt. Zwar verbrennt auch unser Körper Kalorien, Fett und Kohlenhydrate. Entschlacken müssen wir ihn deshalb noch lange nicht. „Medizinisch gesehen, gibt es den Begriff der Schlacken gar nicht, sie können daher auch nicht lokalisiert werden“, sagt Manuela Konrad, Diätologin an der FH Joanneum.

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„Unser Körper transportiert Abfallprodukte und Fremdsubstanzen, die wir etwa über unsere Nahrung aufnehmen, selbst ab.“ Dafür braucht der Stoffwechsel aber keine speziellen Tees, Smoothies, Suppen, Pulver oder Pillen. Sondern Leber, Nieren und Darm, die körpereigenen Entgiftungszentralen. In der Leber werden giftige Stoffe umgewandelt, die Nieren scheiden sie in Form von Urin aus. Der Darm nimmt sie oft gar nicht erst auf. „Wir sind in keiner Weise vergiftet“, sagt auch Ernährungswissenschaftlerin Sandra Holasek von der Med Uni Graz.

„Wer gesund ist, kann sich auf die Selbstreinigungsprozesse des Körpers verlassen.“ Warum trotzdem so viele das Gefühl haben, sie müssten unbedingt detoxen? Weil sie sich nicht wohlfühlen. Holasek hat dafür eine Erklärung: „Immer mehr von uns sind stark überernährt, wir ernähren uns aber durchwegs zu einseitig. Die Vielfalt fehlt, wenn wir uns durch den Tag snacken. Darunter leidet die Darmflora, die positiven Bakterien verkümmern, Unverträglichkeiten und Allergien entstehen.“

Eine Detox-Kur soll das wiedergutmachen. Anbieter und Produkte gibt’s genug. Was sie fast alle gemeinsam haben: Wer detoxt, verzichtet für die Dauer der „Entgiftung“ auf feste Nahrung. Suppen, Säfte und Smoothies sollen den Körper von innen reinigen. Beim Master Cleanse ist gar nur Zitronenwasser erlaubt. Dadurch würde die Verdauung entlastet und der Stoffwechsel angeregt. Tatsächlich verlieren viele beim Detoxen das eine oder andere Kilo – wer aber schon einmal eine Diät gemacht hat, weiß, dass die Kilos wieder da sind, sobald man sich ernährt wie vor der Kur.

Wer nicht aufpasst, riskiert außerdem, die Darmflora weiter zu reizen. Dann wird das Entgiften selbst zum Gift für den Körper. Und auch die Hochgefühle, die viele beim Verzichten empfinden, sind nicht unbedingt ein gutes Zeichen. Der Körper bildet vermehrt Endorphine, um sich selbst durch den Notfall Nahrungsmangel zu helfen.

„Ganz ehrlich? Diese Detox-Kuren befinden sich irgendwo zwischen Kopfschütteln und sehr gutem Marketing“, sagt Konrad. „Wissenschaftlich sind solche Methoden nicht haltbar. Ich empfehle, das Geld lieber für hochwertige Lebensmittel auszugeben.“ Holasek ergänzt: „Was wir außerdem brauchen, ist mehr Achtsamkeit beim Essen, ein bewusstes Zu-sich-Nehmen.“ Mahlzeiten sollte man am besten einplanen und Ruhezeiten einhalten. Die Selbstreinigung des Körpers wird nämlich von Insulin gehemmt. Also immer dann, wenn wir essen. Will man sich selbst wirklich etwas Gutes tun, und darauf läuft es beim Entschlacken ja ebenfalls hinaus, gibt’s also wesentlich einfachere und günstigere Wege. Und im Gegensatz zum Detoxen wird man, wenn man sich ausgewogen ernährt, auch ordentlich satt.

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