Woher kommt das neue Virus?

Ende Dezember 2019 traten in der chinesischen Elf-Millionen-Stadt Wuhan Fälle von Lungenentzündungen mit unklarer Ursache auf. Was alle Erkrankten gemeinsam hatten: Sie waren auf einem Markt, auf dem neben Fisch Meeresfrüchte und exotische Tiere verkauft wurden. Es wird vermutet, dass dieser Markt die Quelle für den Ausbruch dieses neuartigen Virus ist, das von den chinesischen Behörden schon bald als Auslöser identifiziert wurde. Es gehört zur Familie der Coronaviren und trägt den Namen 2019-nCoV.

Wie entsteht solch ein neues Virus?

"Sehr wahrscheinlich wurde das Virus von Tieren auf den Menschen übertragen", sagt Christoph Steininger von der Abteilung für Infektionen und Tropenmedizin der MedUni Wien. Prinzipiell sind Viren bei der Wahl ihrer Wirte sehr festgelegt: Ein Fischvirus könne selten eine andere Spezies infizieren. Wenn sich das Virus durch Mutationen jedoch verändert, kann es dazu kommen, dass es, wie in diesem Fall, von Tieren auf Menschen überspringt. Bis dato ist jedoch nicht klar, von welchem Tier die Übertragung ausging. "Solche Ereignisse haben wir schon mehrmals gesehen", sagt Steininger – zum Beispiel beim Sars-Ausbruch im Jahr 2002.

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Was hat das neue Virus mit Sars gemeinsam?

So wie das Sars-Virus gehört auch das neue Virus zu den Coronaviren. Sars – die Abkürzung steht für das schwere akute Atemwegssyndrom – tauchte im Jahr 2002 in der chinesischen Provinz Guangdong auf und führte zu einer Pandemie, bei der 8000 Menschen infiziert wurden und rund 800 starben. Das neue Virus befällt ebenfalls die Atemwege, scheint aber deutlich milder zu verlaufen. Seit Dezember wurden rund 470 Infektionen und 17 Todesfälle nachgewiesen. Die Todesfälle betrafen bisher Menschen, die bereits schwer chronisch krank waren.

Wie wird das Virus übertragen?

Zunächst war unklar, ob das Virus von Mensch zu Mensch übertragen werden kann – mittlerweile verdichten sich die Beweise dafür. Experte Steininger zeigt aber auf: „Die Übertragung des Virus scheint sehr ineffizient zu sein, sonst gäbe es schon viel mehr Fälle.“ Das Virus scheint also nicht so ansteckend zu sein wie zum Beispiel das Grippevirus.

Welche Beschwerden treten auf?

Coronaviren können Beschwerden von harmlosen Erkältungsbeschwerden bis zu schweren viralen Lungenentzündungen auslösen. Bisher scheinen Infektionen mit 2019-nCoV eher mild – wie ein grippaler Infekt – zu verlaufen, weshalb eine große Zahl unentdeckter Fälle vermutet wird.

Besteht Grund zur Panik?

"Es besteht kein Grund zur Panik", sagt Steininger. Die Behörden vor Ort hätten schnell reagiert – das Virus wurde entschlüsselt und es wurden Maßnahmen zur regionalen Eindämmung verhängt. Die internationalen Behörden verfolgen die Entwicklungen wachsam. Auch Gesundheitsminister Rudolf Anschober sagt: "Derzeit gibt es kein Grund zur Aufregung."

Kann das Virus nach Österreich gelangen?

Theoretisch ist das möglich, auch wenn es ab Wien keine Direktflüge in die betroffene Region gibt. "Auch wenn einzelne Patienten bei uns landen, ist das kein Grund zur Panik", sagt Steininger – seit Sars gebe es in den heimischen Krankenhäusern klare Pläne für den Umgang mit solchen Virus-Ausbrüchen. Auch die EU ist um Beruhigung bemüht: "Europa hat die nötigen Strukturen und Mittel, um bereit zu sein, falls sich eine Pandemie ereignet", bilanziert Herman Goossens von der Uni Antwerpen.

Wie gut ist die Welt für eine Pandemie gerüstet?

Ein Vergleich, der gern gezogen wird, ist jener mit der Spanischen Grippe: Diese soll zwischen 1918 und 1920 mehr Todesopfer gefordert haben als der Erste Weltkrieg. Heute ist die Welt durch die internationale Vernetzung einerseits anfälliger für die globale Ausbreitung, andererseits gibt es effektive Maßnahmen, um Ausbrüche einzudämmen. Gezeigt hat das laut Steininger der Ausbruch der Schweinegrippe 2009, wo eine schwere Pandemie verhindert werden konnte.