Chronische Herzschwäche ist eine ernste Erkrankung, bei der das Herz nicht mehr in der Lage ist, den Körper ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen. Im fortgeschrittenen Stadium ist die Überlebenschance oft schlecht. Eine Entdeckung von Grazer Forschern im Rahmen eines internationalen Projekts könnte eine neuen Therapiechance mit Hilfe eines Tumortherapeutikums öffnen.
Die Forschung im Detail
Die Forscher konnten an einem Tiermodell, das viele wichtige kardio-pulmonale Veränderungen wie bei HFpEF aufweist, die Effekte einer Substanz, die als Hemmstoff genregulatorischer Proteine eingesetzt wird, untersuchen. Diese sogenannten HDAC-Inhibitoren sind aktuell zur Behandlung verschiedener Tumoren, nicht jedoch zur Behandlung von Herzinsuffizienz zugelassen, wie Wallner schilderte. HDACs sind Enzyme, die eine wichtige Rolle bei der sogenannten epigenetischen Genregulation spielen. Sie steuern eine chemische Umwandlung - die Acetylierung und De-Acetylierung - an Eiweißmolekülen im Zellkern. Somit zielen die HDAC-Hemmer auf Enzyme ab, welche eine wichtige Rolle beim Ablesen von Geninformationen der Zellen und der Neubildung von Zellen spielen.
Kontraktionsfähigkeit des Herzens stieg an
Im Säugetiermodell sind die Forscher den Effekten eines HDAC-Inhibitors namens SAHA (Suberoylanilide Hydroxamic Acid) nachgegangen. "Es war die erste Studie dazu im Großtiermodell", so Wallner. Bei einer bereits ausgeprägten krankhaften Vergrößerung des Herzmuskels der linken Herzkammer führte die HDAC-Hemmung im Labor-Modell zu einer deutlichen Abnahme der Herzmuskelmasse. Ebenso stieg die Kontraktionsfähigkeit des Herzens an, fassten die Autoren zusammen. Der Füllungsdruck der linken Herzkammer, der bei Herzinsuffizienz krankhaft erhöht ist, nahm ab. "Der Füllungsdruck beschreibt den Druck, der am Ende der Entspannungsphase des Herzens den Ventrikel vorherrscht", erklärte der Grazer Forscher.
Die Tests gehen weiter
Die Entspannung des Säugetier-Herzens wurde von den Forschern unter anderem auf eine Anhebung der Entspannungsfähigkeit in den Herzmuskelfasern zurückgeführt. "Durch die ganzheitliche Verbesserung der kardialen Funktion konnte auch eine Reduktion der pulmonalen Druckverhältnisse und dadurch eine Verbesserung der Lungenfunktion erreicht werden", ergänzte Wallner. Auch positive Effekte in der Skelettmuskulatur und dem Mitochondrium hätten sich gezeigt.
Einige dieser vielversprechenden Effekte von HDAC-Inhibitoren im Säugetiermodell könnten sich auch positiv bei Patientinnen und Patienten mit HFpEF auswirken, zeigte sich der Grazer Mediziner zuversichtlich. In Graz testet Wallner weitere HDAC-Inhibitoren im Labor an isolierten menschlichen Herzzellen. Angestrebt wird eine klinische Studie.