1. Warum reden jetzt alle von den Masern?

Eigentlich sollten die Masern heute kein Thema mehr sein: Die EU-Staaten hatten sich verpflichtet, die Masern bis 2015 auszurotten. Doch stattdessen sieht man weltweit eine dramatische Zunahme der Erkrankungen: Im letzten Jahr sind weltweit rund 140.000 Menschen an den Masern gestorben – zumeist waren es Kinder unter fünf Jahren. In Österreich gab es heuer bereits 148 Masern-Fälle – zum Vergleich: Im Vorjahr waren es 77 Fälle, 2017 erkrankten 64 Personen und im Jahr davor 21. Die Ursachen: Es gibt immer mehr Menschen, die gar nicht oder nicht ausreichend geimpft sind - weil die zweite Teilimpfung vergessen wurde oder weil sich Eltern aus Überzeugung gegen eine Impfung entscheiden. Die WHO erklärte die Impfmüdigkeit daher zu einem der größten Gesundheitsrisiken weltweit.

2. Wo gibt es die größten Impflücken?

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In Österreich sind vor allem kleine Kinder und junge Erwachsene nicht ausreichend geschützt. So zeigt das Gesundheitsministerium auf, dass eine halbe Million Menschen zwischen 15 und 30 Jahren in Österreich nicht ausreichend geimpft ist. Bei den 2- bis 5-Jährigen liegt die Durchimpfungsrate bei der zweiten Dosis bei etwa 81 Prozent - um die Masern auszurotten, müssten jedoch 95 Prozent der Bevölkerung zwei Mal geimpft sein.

3. Wie konnte es zu so vielen Ansteckungen kommen?

„Die Masern gehören zu den ansteckendsten Erkrankungen, die wir kennen“, sagt Andrea Grisold, Vorsitzende des Masernkomitees Österreich. Ein Erkrankter kann bis zu 18 weitere infizieren, 98 von 100 Personen, die mit dem Virus in Kontakt treten und nicht immun sind, stecken sich an. Hinzu kommt, dass die Masern zunächst nur grippeähnliche Symptome hervorrufen, doch schon hoch ansteckend sind: Vier Tage vor Auftreten des typischen Ausschlags bis vier Tage danach sind Betroffene ansteckend. Bis die Erkrankung ausbricht, kann es acht bis 21 Tage dauern.

4. Warum macht die Medizin so viel Aufheben um die Masern?

„Die Masern haben wir früher doch alle gehabt“ ist ein oft gelesener Kommentar in Internetforen. Die Wahrheit ist: Ein Kind von 1000 überlebt die Masern nicht. Die gefürchtetste Folge der Masern ist die „chronische“ Gehirnentzündung: Diese tritt Jahre nach der Masernerkrankung auf und verläuft immer tödlich. „Das höchste Risiko dafür haben Babys, die vor dem ersten Lebensjahr erkranken“, sagt Kinder- und Jugendfacharzt Hans Jürgen Dornbusch - eines von 600 erkrankten ist betroffen.

Eines von 1000 erkrankten entwickelt außerdem eine akute Gehirnentzündung, die bei 25 Prozent tödlich endet und bei einem Drittel zu bleibenden Schäden führt. Auch ein weiteres Argument von Impfgegnern ist völlig falsch: Eine Masernerkrankung stärkt das Immunsystem nicht! Eine Studie hat eindeutig gezeigt, dass die Masern das Immunsystem für mindestens zwei weitere Jahre schwächen - in dieser Zeit ist die Sterblichkeit bei Kindern erhöht.

5. Für wen sind die Masern besonders gefährlich?

Besonders gefährdet sind Säuglinge und Kleinkinder. „Je jünger die Kinder, desto häufiger kommt es zu schweren Verläufen und Spätfolgen“, sagt Dornbusch. Kinder können erst ab dem 10. Lebensmonat geimpft werden - davor sind sie darauf angewiesen, dass alle Menschen in ihrer Umgebung geschützt sind. Diesen Herdenschutz brauchen auch andere: Menschen, deren Immunsystem unterdrückt ist oder die aus anderen Gründen nicht geimpft werden können. Welche Folgen die wachsende Impfskepsis haben kann, zeigt die Aufarbeitung des Masernausbruchs 2015 in der Steiermark: 82 Prozent der Kinder waren aufgrund ihrer impfkritischen Eltern nicht geimpft - die Leidtragenden waren zehn Säuglinge, die noch zu klein für die Impfung waren.

6. Was spricht gegen eine Impfung?

„Die Masernimpfung ist sicher“, sagt Ingomar Mutz, ehemaliger Vorsitzender des Impfausschusses, der seit Jahrzehnten Impfschäden beobachtet. Es könne zu harmlosen „Impfmasern“ mit Fieber und einem Ausschlag kommen. „Das Risiko für einen Impfschaden liegt bei eins zu einer Million“, sagt Mediziner Werner Zenz (Med Uni Graz). An den Masern sterbe aber einer von 1000 Erkrankten.