Die Tage sind dunkel, die Sonne versteckt sich hinter Wolken und Nebelschwaden: Das typische November-Wetter drückt aufs Gemüt. „Wir brauchen die Sonne aber, um Serotonin zu bilden, das ist unser Glückshormon, das im Gehirn anregend wirkt und uns fröhlich macht. Serotonin ist darüber hinaus die Ausgangsbasis für Melatonin, das für unseren Schlaf wichtig ist“, bringt der Chronobiologe Maximilian Moser das Dilemma zum Ausdruck: „Im Sommer haben wir tagsüber eine bessere Stimmung und nachts einen besseren Schlaf.“
Bei manchen Menschen wächst sich der Herbst-Blues aber zu einer echten Erkrankung aus: der Herbst-Winter-Depression. Damit sind wir beim Spezialgebiet der Professorin Edda Winkler-Pjrek, die die Ambulanz für Herbst-Winter-Depressionen im AKH Wien leitet. Ihre Patienten zeigen durch die Bank zu allen Tageszeiten einen zu hohen Melatoninspiegel im Blut. „Abends steigt dieser Spiegel - wie bei Gesunden - auch bei den Patienten an, aber nicht so stark. Dadurch schlafen sie schlecht.“
Lichttherapie kann helfen
Wer unter einer „saisonal abhängigen Depression“ (SAD) leidet, wie die Herbst-Winter-Depression auch genannt wird, sei tagsüber weniger aktiv, gehe später schlafen, durchlaufe dann weniger Tiefschlafphasen und bleibe am Morgen länger im Bett. Diesen Patienten könne eine Lichttherapie erfahrungsgemäß sehr helfen. Winkler-Pjrek: „50 Prozent jener, die an einer reinen SAD leiden, kommen mit einer Lichttherapie aus, die andere Hälfte braucht zusätzlich Medikamente.“
Aber wie erkennt man überhaupt, was eine SAD ist im Unterschied zu einer klassischen Depression? „SAD-Patienten sind im Sommer gesund, also nicht depressiv bzw. ihre Depression vergeht von allein, sobald die Tage wieder länger werden.“ In Österreich sind etwa drei Prozent der Bevölkerung von einer voll ausgeprägten SAD betroffen. „Darüber hinaus gibt es freilich noch Sub-Varianten, bei denen Betroffene nur ein paar der Symptome oder bloß sehr schwache Symptome zeigen. Sie sind noch nicht krank, merken aber, dass sie im Winter müder und antriebsloser sind.“ Auch hier könne eine Tageslichtlampe helfen.
Mosers Rat Nummer eins: „Nutzen Sie das Sonnenlicht im Winter so gut wie möglich! Anders gesagt: Das Sonnenlicht morgens sofort als Weckreiz ins Zimmer lassen und hinaus ins Freie, wann immer es nur geht!“