THC und CBD: Diese beiden Inhaltsstoffe von Cannabis gewinnen in der Medizin immer mehr an Bedeutung. Erst vor wenigen Tagen wurde mit Epidiolex erstmals in den EU-Staaten sowie in Norwegen, Island und Liechtenstein ein CBD-Fertigarzneimittel zugelassen. Zugleich ranken sich um deren Einsatz auch viele Mythen und Missverständnisse – ein Umstand, dem mit der Experten-Diskussion beim European Health Forum in Bad Hofgastein begegnet werden sollte. 

CBD und THC docken an die im gesamten Körper vorhandenen Rezeptoren des Endocannabinoid-Systems an und entfalten vielfältige Wirkungen. Wie Philip McGuire (King’s College, London) berichtete, haben THC und CBD trotz ähnlicher molekularer Struktur höchst unterschiedliche Eigenschaften. CBD ist im Gegensatz zu THC nicht psychotrop. „In vielen Gehirnregionen hat CBD die gegenteiligen Wirkungen auf die Gehirnfunktion als dies THC“, so McGuire. „THC kann bei gesunden Personen akute psychotische Symptome und Angstzustände verursachen, diese Wirkung ist jedoch abgeschwächt, wenn zuvor CBD verabreicht wurde.“

Neue Option bei Psychosen

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CBD habe, so der Experte, das Potenzial für eine neue Behandlungsoption bei psychotischen Symptomen und Angstzuständen. In einer Studie, die in Großbritannien, Polen und Rumänien durchgeführt wurde, zeigten Schizophrenie-Patienten nach einer sechswöchigen Behandlung mit CBD nicht nur einen deutlichen Rückgang der Symptomatik, sondern auch eine Verbesserung ihrer kognitiven Fähigkeiten.

Der genaue Wirkmechanismus ist zwar noch nicht erforscht, derzeit laufen umfangreiche Studien, die den Nutzen von CBD als neue Therapie bei psychischen Erkrankungen klären sollen.

Es laufen zur Zeit einige Studien, die die Wirksamkeit von CBD bei Suchterkrankungen untersuchen. Das Wirkungsspektrum von CBD ist auch darüber hinaus sehr vielfältig. Das soeben in der EU zugelassene Fertigarzneimittel wird bei seltenen und schweren Formen der kindlichen Epilepsie eingesetzt.

CBD bei Gehirntumor

Rudolf Likar, Leiter der Abteilung für Anästhesiologie und Intensivmedizin am Klinikum Klagenfurt, verweist auf die Wirksamkeit der Substanz bei der Behandlung von Patienten mit Glioblastom. „Die Schmerzen dieser Hirntumor-Patienten gehen zurück, ihre depressive Verstimmung und die Schlafqualität bessern sich eindeutig und auch die chronische Erschöpfung lässt nach. Neueste Daten aus einer Fallserie, die wir gerade   publiziert haben, lassen darüber hinaus darauf schließen, dass bei dieser Patientengruppe nicht nur die Lebensqualität verbessert wird, sondern dass sie auch eine längere Überlebenszeit haben.“ 

Mögliche weitere Einsatzgebiete von CBD sind unter anderem Morbus Parkinson, die Graft-versus-Host-Reaktion bei Transplantationen oder Hauterkrankungen mit starkem Juckreiz.

Im Zuge des aktuellen „CBD-Hypes“ sind in zahlreichen europäischen Ländern CBD-Extrakte frei erhältlich, die unter anderem als Öle, Tees oder in Nahrungsmitteln verkauft werden.

Warnung vor Selbstmedikation

Ihre Verwendung zur Selbstmedikation ist jedoch bedenklich, warnt  Likar, da oft unklar ist, wie viel CBD sie enthalten. „Zudem können sie verunreinigt sein und enthalten immer auch einen gewissen Anteil an THC.“ In Österreich gilt CBD neuerdings als „Novel Food“ und darf ohne Aufnahme in die entsprechende EU-Liste grundsätzlich nicht in den Handel gebracht werden. 

Das habe jedoch nicht wesentlich zur Klärung der Lage beigetragen, kritisiert Prof. Kress. „Es wäre im Sinne des Konsumentenschutzes dringend notwendig, dass CBD in das österreichische Arzneibuch aufgenommen und der einfachen Rezeptpflicht unterworfen wird“, fordert  Kress. Auch eine Aufnahme in das Europäische Arzneibuch wäre eine hilfreiche Maßnahme.