Keine Gedanken mehr daran, den Tampon wechseln zu müssen, keine Unmengen Müll mehr, der monatlich bei Frauen anfällt - ja sogar von einer „kleinen Revolution“ im Frausein sprechen ihre Fans in sozialen Medien. Was da so gehypt wird, ist ein kleiner Plastikbecher, der in seiner Form einem Eierbecher ähnelt - aber für etwas ganz anderes eingesetzt wird: Menstruationstassen ersetzen Binden oder Tampons und fangen das Blut der Monatsblutung der Frau auf.
Unter dem Brennglas der Wissenschaft
Menstruationstassen sind einer wissenschaftlichen Studie zufolge genauso effektiv oder besser als Binden oder Tampons. Die in der Fachzeitschrift "The Lancet Public Health" veröffentlichte Studie fand zudem keine Hinweise, dass die Tassen ein höheres Infektionsrisiko aufweisen. Es ist die erste umfassende wissenschaftliche Studie zu den noch relativ unbekannten Menstruationstassen.
Dabei handelt es sich um Becher aus medizinischem Silikon, Gummi oder Latex, die das Blut aufsammeln und nach vier bis zwölf Stunden geleert werden. Die Studie wertete 43 Untersuchungen mit den Aussagen von 3.300 Frauen aus.
1,9 Milliarden Frauen weltweit seien im Menstruationsalter und hätten durchschnittlich 65 Tage im Jahr damit zu tun, sagte eine der Autorinnen der Studie, Professorin Penelope Phillips-Howard von der Hochschule für Tropenmedizin in Liverpool. Trotzdem gebe es nur wenige Studien von guter Qualität zu dem Thema.
Zero Waste: Nachhaltiger Gedanke
Rund 70 Prozent der Nutzerinnen wollen die Tassen der Studie zufolge auch weiterhin verwenden. Fünf Frauen erlitten ein Toxisches Schocksyndrom (TSS), eine durch Bakterien ausgelöste lebensbedrohliche Infektionskrankheit. Da die Gesamtzahl der Nutzerinnen von Menstruationstassen unbekannt ist, blieb unklar, ob sie ein höheres Risiko aufweisen als Tampons.
Die Tassen, die in einigen Ländern weniger als einen Dollar (0,89 Euro) kosten, sind der Studie zufolge fünf bis sieben Prozent teurer als zwölf Binden oder Tampons. In einigen Ländern liegen die Kosten mit bis zu 40 Dollar jedoch deutlich höher. Dem steht allerdings eine andere Sache gegenüber: Während bei vielen Frauen die Vorstellung, Menstruationsblut so nahe zu kommen, Ekel auslöst, sehen die Nutzerinnen vor allem einen großen Vorteil: die Umweltfreundlichkeit. Laut Schätzungen verbraucht eine Frau in zehn Jahren rund 3500 Tampons oder Binden - demgegenüber steht eine Tasse, die man zehn Jahre lang verwenden kann. Und: Sich so die Ausgaben für Tampons spart, die mit 20 Prozent besteuert werden. Die sogenannte „Tampon Tax“ auf notwendige Damen-Hygieneartikel sorgt weltweit immer wieder für Kritik.
Anwenderinnenfreundlich
Neben dem ökologischen Aspekt werden die Menstruationsbecher, die auch „Moon Cup“ genannt werden, von Anwenderinnen zudem für ein angenehmeres Tragegefühl geschätzt.
„Menstruationsbecher haben eine glattere, hautfreundlichere Oberfläche, das Gefühl der Reibung oder Trockenheit entsteht viel weniger.“ Im Gegensatz könnten trockene Tampons beim Einführen und Entfernen die Scheide reizen -
"Sichere und günstige Alternative"
Viele Frauen und Mädchen weltweit hätten keinen Zugang zu Hygieneprodukten oder könnten sie sich nicht leisten, schreiben die Autoren. Regelmäßig blieben sie deshalb der Arbeit oder Schule fern. In einigen Kulturen würden Frauen, die ihre Monatsblutung nicht verbergen können, angefeindet oder sogar angegriffen.
Die Tassen könnten eine "sichere und günstige Alternative für Frauen sein", schrieb die britische Gesundheitsexpertin Julie Hennegan in einem ebenfalls in "The Lancet Public Health" veröffentlichten Kommentar.